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26. September 2016

Das Erfolgsmodell Ötzi Bike-Academy

„Entscheidend ist der Kopf“

Klaus Nischler und seine Guides haben Südtirol zum Radsport-Eldorado entwickelt. In einem 3.500 qm großen Übungsgelände bei Naturns geben sie auch Unterricht im Mountainbikefahren – für Anfänger und Fortgeschrittene.

“Wenn mir vor 15 Jahren einer gesagt hätte, dass ich mal Geld mit Radfahren verdiene, hätte ich ihn für bescheuert erklärt.” (Klaus Nischler, 37, Chef und Begründer der Ötzi Bike-Academy)

Alex ist geschockt. Jetzt lässt  ihm dieser Typ Luft aus den Reifen seines neuen Mountainbikes – so viel, dass er danach mit der flachen Hand den Mantel nach unten drücken kann. “Du kannst die beste Technik haben, wenn zu viel Luft im Reifen ist, wirst Du Dein Bike nicht beherrschen”, sagt Klaus Nischler und lacht, als er das Gesicht des verdutzen jungen Mannes sieht. Noch einmal öffnet er das Ventil. “Es muss noch mehr raus, weil Du weniger Gewicht hast als ich. Du hast keine Traktion mit zu viel Luft im Reifen.”

Einführungskurs im Mountainbike. Der Chef der Ötzi Bike-Academy, die im Radsport als die Nummer eins in Südtirol gilt, steht heute Morgen höchst persönlich mit sieben wenig erfahrenen Berg-Radfahrern auf dem Übungsparcour – einem 3.500 qm großen Waldgelände hinter dem Minigolfplatz von Naturns. Klaus Nischler hat mal Schreiner gelernt, danach die Kegelbahn von Naturns zusammen mit seinem Vater geführt, bevor er vor zehn Jahren ganz zaghaft versucht hat, sein Hobby zu strukturieren. “Ich habe gelesen, dass sie in Bozen Mountainbiker zu Guides ausbilden”, erzählt er. Später hat er per Flyer geführte Touren angeboten, Joachim Nischler und die Dolce Vita-Hotels beschafften ihm die ersten größeren Aufträge – zunächst zwei, dann drei in der Woche. Heute hat er ein Radgeschäft, eine Bike-Academy, 15 Guides beschäftigt, die 20 Touren in der Woche machen und Kurse bzw. Training anbieten.

“Grundkurs klingt einfach”, sagt er zu seinen Schülerinnen und Schülern im 3.500 qm großen Übungsgelände im Wald bei Naturns. “Aber genau an diesen Basics fehlt es vielen, die mit dem Mountainbike über Stock und Stein rauschen.”

In den ersten 40 Minuten von den vier Stunden erklärt der Experte Nischler die Technik, verändert die Einstellungen an den erst neu in Deutschland oder der Schweiz gekauften Bikes. “Die Einstellung von Sattel, Rahmen, Bremsen entscheidet über gesundes Biken”, sagt er. Er zeigt bei Jürgen, was ein zu hoher Rahmen anrichten kann. “Wenn das Rad vorne hoch kommt, quetscht das Ding eine ganz entscheidende Stelle bei Männern – und auch bei Frauen tut’s weh.”

Für Klaus Nischler ist Action-Sport “Passion”. Er war ein verrückter BMX-Fahrer, spielte Hockey und Tennis und probierte alles aus, was Adrenalin verursachte. Bis zu seinem 14. Lebensjahr. Dann zwang ihn ein Knorpelschaden im Knie zur Ruhe, das Sportlerleben war vorbei. Mit einer dicken Konsequenz: “Nach dem Militär hatte ich eine Höchstgrenze von 100 Kilo erreicht.” Trotz kaputter Knie war Radfahren als sportliche Betätigung möglich. Der heute 37-Jährige kaufte sich damals ein Rennrad, fuhr mit Freunden oft über 100 Kilometer am Tag und in drei Stunden 2.800 Meter hoch – bis er sich 2004 zum Mountainbike-Guide ausbilden ließ. Heute ist er selbst Mountainbike-Lehrwart und bildet Guides aus.

Und Anfängerinnen wie Tamara.

“Entscheidend ist der Kopf”, sagt er der hübschen jungen blonden Frau mit den langen Beinen, bei der Männer normalerweise auf etwas anderes achten – und lässt sie den kleinen Übungshang hinunter sausen. Mal muss sie die Hinterradbremse, mal die Vorderradbremse einsetzen. Balance, Gleichgewicht, Koordination, Gewichtsverlagerung und Abfahrten mit Hindernissen stehen in den vier Stunden auf dem Programm. “Du siehst, Dir kann nichts passieren. Dir passiert nichts”, wiederholt er gebetsmühlenartig fast schon so wie es der Mentaltrainer des VfB Stuttgart vor dem Abstieg in die zweite Liga getan hat. Bis Lydia aus Bottrop beim zweiten Bremsversuch vom Rad fällt.

“Wenn Du Dein Rad beherrscht, kann Dir nichts passieren. Nichts”, ruft Klaus Nischler dem Nächsten oben zu, während er Lydia wieder auf die Beine stellt.

Klaus Nischler wiegt heute vielleicht 70 Kilo. Obwohl er weniger Rad fährt als früher. “Es ist so viel zu managen”, sagt der erste Ötzi Bike-Mann, der von Naturns aus in ganz Südtirol eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen auf zwei Rädern geschafft hat. Und immer mehr Lydias kommen zu ihm – und glauben ihm. “Je besser die Fahrtechnik ist, umso mehr Sicherheit habt ihr. Und je mehr Sicherheit ihr habt, umso größer ist der Spaß.”

Alex drückt die Handbremse, stellt das Mountainbike quer. “Soll ich noch ein bisschen Luft rauslassen?”, ruft er Klaus Nischler zu. “So ist das Fahren richtig geil.”

Diesen unsere weitere tolle Artikel lesen Sie in der neuen Hotelzeitung des DolceVita Hotel Lindenhof „SUITE“

Info:

Radsport wird auch im Dolce Vita-Hotel Lindenhof groß geschrieben. In Zusammenarbeit mit der Ötzi Bike-Academy bietet das Viersterne S-Hotel 2017 drei Radwochen an:

Joachim & Roadbike-Friends vom 01.04.-09.04.2017
Rennrad-Testimonials wie Oscar Camenzind, Alex Zülle und Markus Storck zeigen Ihnen, gemeinsam mit Joachim Nischler und den Guides der Ötzi Bike Academy die schönsten Rennrad-Strecken in Südtirol. Sechs Touren in vier Leistungstufen (199€/Person)

MTB-Opening Woche mit Urs Graf vom 22-04.-30.04.2017
Ein optimales Basecamp für engagierte Biker/innen zum Saisonstart: 7 Touren in unterschiedlichen Leistungsgruppe mit Techniktrainig und Tipps vom Profibiker Urs Graf und den MTB-Coaches der Ötzi Bike Academy. (180€/Person)

Limited Edition mit Jan Ullrich vom 22.07.-30.07.2017
Ein Muss für alle Rennradfans: Ex-Profi Jan Ullrich kommt in den Lindenhof verbringt mit Ihnen sechs unvergessliche Tage auf dem Rennrad: vom Stilfser Joch über das Meraner Land bis hin zu den Dolomiten. (399€/Person)

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