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16. Februar 2018

Die Architekten des neuen Lindenhof – „Eine große Verantwortung“

Elke Ladurner und Stephan Marx mussten beim Umbau des Lindenhofs nicht nur den Bauherrn, sondern vor allem die Gemeinde überzeugen. „Wir erweitern, wir vergrößern nicht”, sagen sie.

Als Stephan Marx in Wien an der Akademie der Bildenden Künste Architektur studierte, amüsierte er sich mit seinen Kommilitonen köstlich über einen ergrauten Professor. Von der Natur predigte er ihnen und dass das Wichtigste für einen guten Architekten Zurückhaltung sei. „Wir haben das damals nicht verstanden”, sagt er. Mit 48 weiß Dr. arch. Stephan Marx aber, was der alte Mann gemeint hat und was es bedeutet, Architektur in eine Landschaft zu zaubern. „Es ist eine große Verantwortung“, sagt er. „Weil man nie die Natur dominieren sollte.”

Vielleicht ist diese Einstellung das Erfolgsrezept des Architekturbüros von Stephan Marx und Elke Ladurner, die in den vergangenen Jahren einige Südtiroler Hotels in die Neuzeit versetzt haben, ohne die Landschaft zu vernachlässigen: Das „Schenna-Resort” in Schenna, das „Hotel Muchele” in Burgstall, das „Weiße Kreuz” in Burgeis, den „Quellenhof” am Gardasee. Und jetzt das Erlebnis & Genuss Resort Lindenhof in Naturns. „Natürlich ist uns hier als Erstes aufgefallen, wie sehr der Lindenhof jetzt schon über dem Ort dominiert, weshalb uns klar war: Wir sollten nicht vergrößern, sondern erweitern.” Auch deshalb wird der neue Bau nicht in dem auffallenden Rot glänzen, sondern sich mit naturfarbenem Holz abheben.

Es ist ein mühsamer Prozess für kreative Architekten, der nach ersten Gesprächen mit dem Bauherrn durchaus mit eigenen Vorstellungen beginnt. „Im Lindenhof hatten wir das Glück, mit Joachim Nischler auf einen Bauherrn zu treffen, der sich für Architektur begeistert und auch gerne experimentiert”, sagt Dr. arch. Elke Ladurner. Trotzdem gibt es Vorgaben: das Geld natürlich, die Sorgen der Gäste in den Fragebögen, die Verbesserungsvorschläge des Personals, die Zielvorgabe der Marketing- Agentur, die Wünsche der Familie. Einen Tag saß eine große Abordnung aller Beteiligten vor der letzten Detailplanung zusammen und impfte die Architekten auf das besondere Lindenhof-Feeling.

Ein knappes Jahr später haben Elke Ladurner und Stephan Marx in ihrem Büro in Schlanders einen Schrank voller Modelle – und schuld daran ist nicht mal der Hotelchef allein. Die Gemeinde Naturns hatte die ersten Vorschläge in Richtung Türme wegen des Kriegerdenkmals an der Linde abgelehnt – und schließlich gar Sachverständige in Sachen Architektur und Landschaftspflege aus Österreich, Italien und der Schweiz um Stellung gebeten. „Warum baut ihr denn in dieser Landschaft nicht in die Höhe”, haben die zwei Herren und die Dame in ihrem Schlussplädoyer gefragt – und die Architekten konnten etwas verwundert an ihren ersten Vorschlägen weiter konzipieren. Inzwischen sind es drei höhere Körper, wie sie die Erweiterung rechts neben dem Hotel nennen.

So etwas, sagen sie, haben sie noch nie zuvor gebaut. Wobei das natürlich auch der Wunsch jedes Hoteliers ist: Er will immer ein ganz neues Hotel, das es so noch nie gegeben hat. „Die Anforderungen sind schon hoch. Weil man von jedem Zimmer ausgehen und nachdenken muss, wie sich der Gast hier fühlt und was er sieht”, sagt Stephan Marx, der in der ersten Zeit mit seiner Partnerin nie Hotels gebaut hat. „Die Hoteliers wollten keine Architekten. Sie haben ein Satteldach genommen und eine aufgeblähte Almhütte gebaut. Das waren die Hotels in Südtirol”, sagt Elke Ladurner. Die Jahre, in denen Architekten in der Honorarliste für Paläste und Hotels gleichermaßen eingestuft wurden, waren da längst vorbei. Erst seit kurzer Zeit wollen auch Hoteliers wieder außergewöhnliche Häuser in der Südtiroler Landschaft.

Joachim Nischler ist da immer schon einen anderen Weg gegangen. „Es ist schön, einen Bauherrn zu haben, der einen gewissen ästhetischen Anspruch hat”, sagt Elke Ladurner. Dass das auch anstrengend sein kann, sagt sie nicht. Trotzdem gilt auch im Fall Lindenhof am Ende wohl die alte Architektenregel von Stephan Marx: „30 Prozent unserer Ideen fallen unter den Tisch.”

Preview_Aussenbereich_1-1030x687DIE ARCHITEKTEN

Stephan Marx hat in Wien an der Akademie der Bildenden Künste studiert, Elke Ladurner Architektur in Innsbruck und Venedig. Seit 2001 haben sie ein gemeinsames Büro in Schlanders mit vier Mitarbeitern. Marx und Ladurner sind mehrfach ausgezeichnet worden – unter anderem mit dem „d-prize 2013 Premio internazionale per l’hotellerie“, dem „Premio internazionale di architettura e design bar/ istoranti/hotel d’autore 2015“ und von den „Historischen Gaststätten Südtirols”.

SO ERKLÄREN DIE ARCHITEKTEN DEN NEUEN LINDENHOF:

Die im Grundriss polygonalen und unterschiedlich hohen Baukörper verteilen sich auf dem Grundstück. Ihre extreme Entwicklung in der Vertikalen schafft Freiraum zwischen den Gebäuden und lässt ein Landschaftsbild aus Tälern und Bergen entstehen.

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