Lifestyle
18. Juli 2017

Bergauf & Bergab – das ist mein Leben!

Der 23-jährige Service-Mitarbeiter ist in Naturns aufgewachsen und zwischen dem  Sonnenberg und dem Nörderberg groß geworden.

Am meisten überrascht mich immer, wenn unsere Gäste morgens beim Frühstück auf der Terrasse im Lindenhof sitzen und jedes Mal von dem Ausblick schwärmen. „Wow, Berge!“

Logo, warum sollten die auch heute Morgen nicht mehr da sein?

Wahrscheinlich geht es mir mit den Bergen wie den Großstädtern mit den vielen Häusern oder Autos – irgendwann sieht man sie nicht mehr. Ich bin in Naturns aufgewachsen – und zumindest seit diesen 22 Jahren wird meine kleine Gemeinde eingezäunt vom Nörderberg (Blick von der Lindenhof- Terrasse) und dem Sonnenberg (Blick vom Lindenhof-Swimmingpool), seit 23 Jahren gehört bergauf und bergab zu meinem Leben. Das ist schön, aber nicht nur. Mitunter ist es auch anstrengend. Als kleiner Bub hat mich mein Opa in den Ferien jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe geweckt, und ich musste mit ihm, meinem Bruder und meinen Cousins den Sonnenberg hoch steigen. Irgendwo da oben weideten immer seine Ziegen, sie brauchten Wasser und mussten gefüttert werden. Wenn keine Ferien waren, zogen wir halt nachmittags los.

Heute zieht es mich nur noch nach oben, wenn ich mal wirklich abschalten will – mit ein paar Freunden, mit ein paar Kaltgetränken natürlich. Cheers! Da haben keine Ziegen mehr Durst, da müssen wir nur für uns sorgen. Es sind andere Plätze als früher, die mir heute in meiner Heimat gefallen. Das Schleidertal am Nörderberg zum Beispiel, das mit seinem Grillplatz förmlich zum Feiern einlädt – und hinter Tabland sogar bestens mit dem Auto zu erreichen ist. Oder am Sonnenberg das Weingut Falkenstein. Gut essen – und danach in den Liegestühlen nebenan chillen. Ich muss zugeben: wenn ich hier liege, sehe ich meine Heimat immer wieder mit anderen Augen, und ich bin stolz, ein Naturnser zu sein.

Das liegt entgegen landläufiger Meinung daran, dass wir nicht hinter dem Berg leben – sondern eben zwischen den Bergen. Ja, auch wir sind in die Schule gegangen. Bis zur Mittelschule in Naturns – danach war ich in Meran in der Landesberufsschule für das Gastgewerbe, später drei Jahre im Kaiserhof in Meran, der Landeshotelfachschule. Ich habe Fußball gespielt beim SSV Naturns, wobei ich mich schaudernd an das Konditionstraining erinnere, wo uns unser Trainer über den Nörderberg bis nach Plaus und zurück gescheucht hat. Immer mit der Stoppuhr in der Hand. Crazy. Sie merken schon, auch in Naturns ist Denglisch angesagt, und sogar in Naturns entwickeln sich Lebewesen zu mehr oder weniger normalen Menschen. Man bekommt was zu essen, zu trinken, man kann schlafen, sogar fernsehen, man hat Freunde, man kann spielen.

Man kann leben.

Ich glaube sogar, dass wir weltoffener sind als viele andere. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass wir immer mit Menschen reden, sogar mit Touristen, aber angefangen bei unseren Nachbarn. In den Städten weiß man ja kaum noch, wer in der Wohnung nebenan lebt. Hier helfen wir uns gegenseitig, ein ganzes Leben lang. Wir grüßen alle – und es ist immer wieder eine große Gaudi, wenn wir oben am Nörderberg auf der Mauslochalm, der Naturnser Alm oder der Zetnalm Bekannte treffen. Und selbstverständlich trifft man immer Bekannte.

Es ist sicher auch nicht immer die heile Welt bei uns, aber trotzdem kennt und schätzt man sich hier gegenseitig, ist offen und hilfsbereit. Das gefällt mir an meiner Heimat, mehr noch als Ausblick, Landschaft, Natur und Berge.

Logo bin ich auch gerne mal am Meer. Da sage ich dann wahrscheinlich „wow“, wenn ich jeden Morgen das viele Wasser sehe. Aber ich freue mich immer, wenn ich wieder nach Naturns zurückkomme, mittags im San Zeno einen Kaffee trinken kann und nach der Arbeit in der Alten Post einen Absacker. Sometimes auch zwei. Oder quattro. Das ist unser way of life: hart arbeiten, aber es sich auch in der Freizeit gutgehen lassen. Was soll uns hier fehlen?

Und wenn ich mal bei euch in der Großstadt bin – zum Beispiel beim Oktoberfest in München – finde ich das zwar top, dass da alle drei Minuten irgendwohin eine U-Bahn fährt. Aber in Naturns warte ich auch gerne eine Stunde auf den nächsten Bus, wenn ich den ersten mal wieder verschlafen habe. Dann setze ich mich auf die Bank mitten im Ort und schaue, wie die vielen Touristen entzückt fotografieren: „Guck mal, ein Berg!“

Ausflugstipps von Ingo in Naturns:

Vogeltennpromenade:

Wenn Sie an der alten Linde vor dem Lindenhof rechts hoch gehen, sehen Sie rechts den Nischlhof, den die Familie unseres  Rezeptionisten Martin Gapp betreibt. Hier können Sie als kleinen Spaziergang den Vogeltennweg wählen, von dem aus Sie einen tollen Blick auf Naturns haben. Sie gehen oberhalb des Freibads und dem Weinberg, der Joachim Nischlers Freund Georg Christanell gehört. Es lohnt sich, wenn Sie mich fragen.

Ingo WeinSonnenberg:

Sie können natürlich mit der Seilbahn Unterstell hoch fahren – zu einer sagenhaften Aussichtsplattform. Sie können auch vom Lindenhof hoch wandern auf den Meraner Höhenweg. Was ich mache? Ich gehe meistens die paar Schritte hoch zum Weingut Falkenstein, esse was, trinke was – und chille nachher in einem der Liegestühle so vor mich hin. Auch eine Möglichkeit.

Nöderberg:

Ich geb‘s ja zu: meistens fahre ich mit dem Auto zum Parkplatz Kreuzbrünnl – und gehe von hier zur Mauslochalm. Das schafft man leicht in einer Stunde, und wer mehr drauf hat, kann auch bis zur Hochwart aufsteigen. Da ich aber selbst schon auf der Mauslochalm gearbeitet habe, weiß ich, wie schwer es ist, sich von hier und dem guten Essen zu weiteren Fußmärschen aufzuraffen.

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