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07. April 2017

Genial, genialer – Markus Storck

Wie viel Gramm wiegt ein Rennrad beim nächsten Rad Opening in Naturns 2018? – Der Chef und Designer der Storck Bicycle GmbH hat viele Ideen, um Radsportfans wie Joachim Nischler (Hotel Lindenhof) und Klaus Nischler (Ötzi-Bike-Academy) das Leben leichter zu machen.

Markus Storck zögert einen Moment, das Zitat hat er bisher noch nicht gehört. Ferry Porsche soll gesagt haben: „Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber das Auto, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, es mir selbst zu bauen.“ Wir sitzen im Cafe des Viersterne S-Hotels Lindenhof in Naturns, und der 53-jährige Gründer und Chef der Storck Bicycle GmbH scheint sich zu ärgern, dass ihm so ein Spruch nicht vor dem alten Porsche eingefallen ist. „Auf das Fahrrad bezogen, könnte die Aussage wirklich von mir sein“, sagt er schließlich.

Einer wie Storck will immer der Erste sein. Und vermutlich wird ihn nicht einmal die Tatsache trösten, dass er noch nicht mal in Planung war, als Ferry Porsche 1948 den Reportern diese Sätze diktierte. Er findet sie genial – und Genialität ist das, was sein Leben prägt. Mit 13 hat er das erste Rennrad designt, mit 22 ein Unternehmen gegründet, das die leichtesten Rahmen entwickelte, mit 33 siegte er beim „Red Dod“ –Award, dem höchsten zu vergebenden Design-Preis, mit 35 gewann er bei der i3-Innovation Challenge, als er Blattfedern aus Carbon entwickelte und sie ins Fahrwerk eines Fahrrads einbaute und und und. Heute gilt er als Kulthersteller für Fahrradrahmen, Storck hat die leichtesten, die schönsten, die sichersten. Wahrscheinlich auch die teuersten. Und er gilt als Vordenker in Sachen Fahrrad. „Du muss immer neue Wege gehen. Denn wenn du anderen folgst, wirst du nichts verändern“, ist sein Credo.

StorckEs ist erstaunlich. Aus dem Mann, der gerade rund 130 Kilometern im Fahrradsattel hinter sich hat, sprudelt es nur so heraus. Es ist sein Thema, da fehlt ihm nie die Kondition. Selbst nach der letzten Etappe bei der Storck-Rad-Opening-Woche, bei der er mit seiner Frau Helena auch aus Freundschaft zum Lindenhof-Hotelchef Joachim Nischler selbst mitgefahren ist, erklärt er die Technologie, die Planungen, die Ideen – die Zukunft. Mit ihr beschäftigt er sich schon ein Leben lang, auf simple Weise. „Wenn du nach vorne denkst, darfst du keine Kompromisse eingehen“, sagt Markus Storck. Am besten zu veranschaulichen ist dieser Satz von ihm mit dem Fascenario 0.7. Der Mann ließ solange an seiner Idee einem noch leichteren Rahmen-Gabel-Set arbeiten, bis er unter 1100 Gramm geblieben war, die Gabel wiegt sogar unter 300 Gramm. „Es war ein Wettbewerb gegen mich selbst“, sagt Markus Storck, der dafür zwar von der Fachpresse die Höchstnoten bekam, aber bei der Kosten-Nutzung-Rechnung 14.000 Euro dafür verlangen musste. Und das, obwohl er inzwischen auch schon Carbon-Fahrräder bei High-Level-Qualität zwischen 2.500 und 6.000 Euro anbietet und im Lindenhof von Gästen testen lässt.

Storcks Problem gegenüber der Konkurrenz: In seiner Leidenschaft für den Radsport will er alles. Und während sich andere Hersteller wegen der Kosten mit weniger zufrieden geben, plant der Frankfurter immer groß. Think big, erklärt er ruhig und erzählt von einer „Ein-Mann-Entwicklungsabteilung“ in seinem Werk in Idstein. Der eine Mann isst gerade Erdbeerkuchen im Dolce Vita-Hotel. In seinem Kopf entstehen die Ideen, unter seiner Aufsicht gehen die Planungen weiter, mit seiner Kontrolle stellen  Fremdfirmen das Testprojekt her. „Es muss dann durch unterschiedliche Windkanäle, und alle unsere Anforderungen im Lasten-Pflichtenheft zu 100 Prozent erfüllen“, sagt Storck. Gewicht, Komfort, Steifigkeitswerte, Aerodynamik und Fahrsicherheit werden bei ihm gleichermaßen bewertet. Wie leicht ein Fahrrad noch werden kann, will er nicht sagen. Vielleicht hält er sich da auch an seinen Leitfaden: Nichts ist unmöglich.

Im Moment kämpft Markus Storck um ein Projekt, das staatlich gefördert worden ist und als Weltneuheit gilt. Die Fachzeitschriften prophezeien schon den „Beginn eines neuen Fahrrad-Zeitalters“. Name ist ein Elektrofahrrad mit Carbon-Rahmen, das sich in wenigen Schritten so verändern lässt, dass es sich auf jede Lebenssituation einstellen und jedem Geschmack anpassen kann. Das Velo, das aussieht wie ein Rennrad, wird mit ein paar Handgriffen absolut straßentauglich – mit Schutzblech und Gepäckträger. Die Entwicklung ist besonders deshalb von der Bundesregierung gefördert worden, weil Storck bei der Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden und dem Unternehmen Rehau ein Konzept lieferte, das erstmals industrielle Rahmenfertigung von E-Bikes mit integrierbaren Funktionen in Deutschland anbietet. „Bisher werden Rahmen in Billiglohnländern in 50 bis 70 Mannstunden hergestellt“, sagt Storck. Sein neuer Carbon-Rahmen kann hierzulande in sechs oder sieben Minuten produziert werden.

Es ist noch ein langer Weg bis zur Produktion. Doch der Vordenker ist überzeugt, dass er sich lohnen wird. Auch in einem Land wie Deutschland, das als positive Nachricht verkauft, 25 Millionen für neue Radwege ausgeben zu wollen. „Allein die Stadt London hat eine Milliarde in den Haushalt eingestellt“, sagt Markus Storck und lacht. Er fährt sowieso lieber in Südtirol, wo er sich im Lindenhof bestens aufgehoben fühlt. Darüber, sagt er, sollten wir auch reden. „Ich bin in Fünf-Sterne-Hotels in Dubai, aber nirgends gefällt es mir so gut wie bei Joachim Nischler und seinem Team.“ Der Profi kann alles vermarkten: seine Rennräder, den Radsport sowieso und sogar den Lindenhof. „Sie müssen mehr über den Lindenhof schreiben und weniger über mich“, sagt er zum Schluss und verabschiedet sich in die Sauna. Die sei wirklich top.

Wahrscheinlich hält er es wie Franz Burda senior. „Meine Marketingabteilung ist meine Nase“, hat er mal gesagt. Wir können Markus Storck beruhigen. Auch dieses Zitat wäre nie von ihm in die Annalen eingegangen. Es steht da schon seit 1960. Storck ist erst 1964 geboren.

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