Aktiv
Lifestyle
10. November 2017

Jo, mir sein mitn Radl do

Von den Rennradwochen über 700 Kilometer auf die höchsten Berge Südtirols bis zum Genussfahren mit dem E-Bike der Etsch entlang – das Naturnser Duo Nischler (Joachim) und Nischler (Klaus) bietet den Gästen alles an.

Walter Kaserer kennt seine Pappenheimer. Oder glaubt sie zu kennen. Seit seiner Pensionierung vor drei Jahren als Bankdirektor in Reschen hilft er seinem Schwiegersohn, dem Ötzi-Bike-Academy- Chef Klaus Nischler, bei dessen Rennradwochen in Naturns aus. Der 67-Jährige fährt den Gästen mit dem Van hinterher, packt Verpflegung, Wasserkanister und Ersatzteile ein. Nur wenn er selbst Hunger hat, überholt er das Feld, wählt die schnellere Bundesstraße – und steuert, wie bei der Storck-Opening-Woche im April, die Würstlbude in Neumarkt an. „Jetzt haben wir ein bisschen Vorsprung”, sagt er fast schon überlegen lächelnd. Doch als er den Geldbeutel zücken will, rasen plötzlich die 14 Fahrer der sogenannten Power-Gruppe grußlos an ihm vorbei, und Kaserer rennt eilig ohne Würstl zu dem in Radfahrerkreisen gefürchteten Besenwagen. „Die hat ja heute der Teufel geritten. Wie schnell fahren die denn?”

DSC_5785Es sind die Besten der Besten, die sich an solch einem Morgen vor der dritten Etappe über 134 Kilometer und 2.100 Höhenmeter an den Lago di Caldonazzo in die Power-Gruppe eingetragen haben und sich hinauf zum Passo di Lugano quälen. Bis zur Easy-Gruppe bietet die Ötzi-Bike-Academy, die diese Opening-Woche zusammen mit Storck Bicycle und dem DolceVita Hotel Lindenhof veranstaltet, insgesamt vier Kategorien an. „Wir wollen, dass die Leute Freude an den Touren haben, aber natürlich ist so ein Tag auch sportlich anspruchsvoll”, sagen die Freunde Klaus Nischler (Ötzi-Bike) und Joachim Nischler (Lindenhof), die die ganze Saison über für Urlauber maßgeschneiderte Strecken in allen Leistungsklassen mit Rennrädern und Mountainbikes sowie entsprechend geschulte Guides anbieten. Von der Ausfahrt mit dem Elektro-Bike an der Etsch entlang bis in Richtung Laaser Spitze mit einem Mountainbike ohne Akku. „Gerade im Urlaub sollte Radfahren Spaß machen. Und Spaß kann es nur machen, wenn man auch die Landschaft genießen kann”, sagt der vierfache Schweizer Meister Dani Schnider, der als ehemaliger Profi ein Radgeschäft in Wolhusen betreibt.

Die Radwochen, bei denen Schnider zusammen mit seinen Exkollegen Oscar Camenzind (1998 Straßenweltmeister) und Alex Zülle (zweimaliger Vuelta-Sieger) die Teilnehmer betreut, ist eine Mischung aus Tour der Leiden und Tour der Freuden. Beides gibt es auf einer Etappe. „Schaut euch diese Aussicht an”, ruft der Guide Freddi Wallnöfer nach dem Anstieg von Neumarkt auf 2.100 Höhenmeter zum Passo di San Lugano auf der Fahrt ins Cembratal, ein paar Kilometer hinter Altrei – und stoppt unvermittelt seine Power- Gruppe. Alle zücken die doch irgendwo an dem eng anliegenden Dress versteckten Kameras. Die Aussicht auf Berg und Tal, auf Weinberge und an den Hängen liegenden einsame Höfe ist gigantisch.

DSC_5816„Die Strecken in diesem Jahr waren phantastisch, die Aussicht einmalig. Wir haben wieder Orte kennengelernt, die man sonst nie sehen würde. Aber dafür tun mir die Beine ganz schön weh”, sagt der 63-jährige Manfred Mozer aus Herrenberg nach den 700 Kilometern in einer Woche. Er hat vor elf Jahren als Ausdauerläufer auf den Hamburg-Marathon verzichtet, um bei der ersten Rad Opening-Woche seines Freundes Joachim Nischler dabei zu sein. Seither fährt der Herrenberger nur noch Rad. Auch Peter Colamarino verdankt seine Radkarriere dem Lindenhof-Hotelchef. „Ich bin nur Mountainbike gefahren – und weil Joachim bei meinem ersten Urlaub in seinem Hotel keines hatte, hat er mir sein Rennrad geliehen”, erzählt der 55-Jährige, der 1992 Deutscher Meister im Bodybuilding war und ein Fitnessstudio in Holzmaden bei Kirchheim/Teck betreibt. Inzwischen fährt er 15.000 Kilometer im Jahr – und mindestens drei Mal in Südtirol. „Was soll ich in den Betonbunkern auf Mallorca? Hier ist das Hotel super, das Essen sensationell, das Wetter fast noch idealer und die Strecken wunderschön mit jedem Schwierigkeitsgrad.”

Walter Kaserer lenkt den Van auf den kleinen Parkplatz am Lindenhof. In dem Besenwagen sitzen nur zwei völlig erschöpfte Mitarbeiter des Lindenhofs. Überraschenderweise ist der Hotelchef Joachim Nischler, der während der Woche als Guide fungiert, keiner davon. „Wir fahren erst seit diesem Jahr Rad und wollten es einfach mal probieren”, sagen die Brüder Molcan, die von Markus Storck die berühmten Storck-Rennräder zur Verfügung gestellt bekommen haben. Matus ist der Frühstückskoch, Ferro der Abspüler. Der eine hat 80 Kilometer, der andere 100 geschafft. Eine Bravourleistung, sagt der etwas mollige Gast, der sich mit den Radfahrern am Kuchenbuffet bedient, obwohl er beim Spaziergang nur 276 Kalorien verbraucht hat. Bei den Radfahrern zeigt die App 3.700 an. „Fang mal mit dem E-Bike an, dann kannst Du Dich auch bald zur Opening- Rennradwoche anmelden”, sagt Siegi Weisenhorn zu dem 276-Kalorien-Mann – der trotz Baileystorte nicht gleich merkt, dass es der Radguide ernst meint. „Du darfst dich am Anfang nicht verausgaben. Und das geht nur mit dem E-Bike. Da kommst Du überall hin, und Radfahren wird Dir immer mehr Spaß machen. Irgendwann steigst Du um.”

Die Opening-Radwoche 2018 findet nach Ostern vom 07.-15. April 2018 statt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie
auch interessieren

Ähnliche Beiträge zu diesem Thema