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12. März 2018

Die Nischler-Saga – Wie alles begann…

Werner (78) und Erwin (82) gehörten zu den Ersten in Naturns, die an den Tourismus glaubten. Mit ihren Hotels und ihren Überlegungen setzten sie Maßstäbe.

Dienstagabend im Lindenhof. Das Ehepaar Nischler und das Ehepaar Nischler sitzen in der „Stuben”. Der 23-jährige Ingo serviert die Vorspeise: Kartoffelpralinen mit Vinschger Almkäse und rotem Zwiebelconfit. „Schmeckt’s?”, fragt der 49-jährige Hotelchef seinen Vater und seinen Onkel, doch die beiden sind zu vertieft in ihre Erzählungen als dass sie ihn registrieren. Werner Nischler (78) und sein Bruder Erwin (82) erzählen von den ersten „Fremdenzimmern mit Waschbecken”, in denen die Gäste damals gevespert haben. „Weißt Du noch, wie der Maier damals einen Rucksack voller Lebensmittel mitgebracht hat”, sagt Werner. Und Erwin lacht.

Es sind nicht unbedingt Erzählungen aus der guten alten Zeit, aber es sind Erzählungen von den Anfängen des Tourismus in der Gemeinde Naturns. Niemand hat sie so geprägt wie die zwei Nischlers zusammen mit dem „Feldhof”-Chef Alfons Hanny und Toni Brunner vom „Sonnenhof”. „Wir haben Kredite aufgenommen und sind das Risiko eingegangen. Aber wir waren sicher: die Investitionen werden sich lohnen”, sagt Erwin Nischler.

Die Söhne des Tischlermeisters Josef Nischler haben früh zu kämpfen gelernt. Als der Vater 1941 in den Krieg zog, hatte die Familie nicht mehr als einen Hühnerstall, ein paar Hasen und Schweine. Und ein „kleines, primitives Haus in der heutigen Gerberstraße”, wie Erwin erzählt. Nach dem Krieg verdienten die Nischlers ihren Lebensunterhalt durch Obstvermittlung. Josef Nischler sammelte bei den Bauern Obst ein und verkaufte es weiter. Eine harte Zeit für die „Schnalser Tischler Buben”, wie sie überall genannt wurden, weil der Großvater Josef, auch schon Tischler, aus dem Schnalstal kam. Sie gingen zur Schule und mussten danach Kisten schleppen. Vom sogenannten „Magazin”, in dem das Obst gelagert worden war, in den Waggon am Bahnhof. „Weißt Du noch: Wir mussten sechs aufeinanderstapeln”, sagt Werner – und Erwin stimmt ihm zu. „Und die Kiste mit den Birnen hat so 40 Kilo gewogen.”

„Als Hauptspeise haben wir ein gebratenes Baramundifilet mit Provencalgemüse, Rosmarinkartoffeln und Oliventapenade oder feine Scheiben vom Rindsflanksteak mit Batonetteskartoffeln, Spargeln und Sauce Bernaise”, sagt Ingo und schenkt den Wein nach.

Schon in den Nachkriegsjahren vermieteten die Eltern ein paar „Fremdenzimmer”. Dafür zogen die beiden Buben auf den Dachboden. Auch Vater und Mutter räumten ihr Schlafzimmer. „Wir haben so schon jung gemerkt, dass die Deutschen gerne zum Wandern zu uns ins Vinschgau kommen”, sagt Werner Nischler, der 1964 das „Obstmagazin” ausbaute und Zimmer mit fließend Wasser anbot. Bruder Erwin fuhr die Gäste mit dem Bus durch die Lande, bis hinunter nach Venedig. Unter seinem Vorsitz ließ der Tourismusverein Naturns den Panoramaweg nach Partschins ausbauen und stellte auch sonst die Weichen in Richtung Tourismusort Naturns.

Von wenigen hundert Gästen auf bis zu 50.000 Übernachtungen schnellte die Zahl endgültig in den 70er Jahren – als sich auch Werner Nischler entschloss, den Lindenhof zu planen. „Eigentlich hatte ich den Platz gekauft, um für meine Familie ein Haus zu bauen”, sagt er und lächelt so schmitz, wie er es öfters tut, und sicher nicht nur, weil Ingo das Karottenküchlein an Rosenmuskateller Zabaione und Preiselbeereiscreme serviert. „Und dann habe ich plötzlich umdisponiert.” Es war 1972 der Anfang einer erfolgreichen Ära, die mit viel Arbeit begann. Werner Nischler kümmerte sich in aller Herrgottsfrühe um sein Hotel, arbeitete danach acht Stunden in einer Baufirma weiter. „Und abends habe ich mit Gästen Tennis gespielt oder gegrillt.” Sein Bruder, der bis dahin das elterliche Haus zum Hotel „Josefsheim” ausgebaut hatte, setzte schließlich 1980 mit dem Hotel „Sunnwies” neue Maßstäbe – vor allem, weil sich seine Frau Burgi einmal mehr in der Ehe durchsetzte: Sie führte eine Beauty-Abteilung mit Massagen ein. „Mein Mann war wenig begeistert – aber ich habe mir überlegt, was mir im Urlaub Spaß machen würde”, sagt sie. Auch Erwin überraschte die Konkurrenz – mit geführten Wanderungen für Hotelgäste. „Alle haben mich blöd angeschaut. Spinnst jetzt?”

Die zwei Herren schauen auf die Uhr. Kurz nach neun. Zeit zu gehen. Sie wissen, dass sie vieles richtig gemacht haben. „Der Pircher Andi kocht schun guat”, sagt Werner, der den Lindenhof bereits 1994 an seinen Sohn Joachim übergeben hat – und Erwin nickt wieder. Wegen zwei Herzinfarkten hat er das „Sunnwies” 1999 verkaufen müssen. „Ich hab gehört, der Joachim baut um”, sagt Erwin. „Jo, jo – des wird er schon richtig machen”, sagt Werner und lächelt wieder in der ihm eigenen Art. „Ich möchte so ein Hotel heute nicht mehr führen müssen.”

DER STAMMBAUM

Der Großvater Josef Nischler (1874 bis 1958) war Tischler im Schnalstal, sein Sohn Josef (1902 bis 1973) zog mit Ehefrau Emma in Naturns die Söhne Erwin und Werner sowie Tochter Erika groß. Werner baute 1972 das Hotel Lindenhof, heute führt es sein Sohn Joachim, der zusammen mit Lorella Longhitano zwei Töchter hat: Chiara (23) arbeitet an der Rezeption, Studentin Emma (20) hilft immer mal wieder im Service aus. Auch Werner unterstützt mit Ehefrau Doris noch nach Kräften.

1 Kommentar

  1. Avatar Franz-Josef Wiegmann sagt:

    War schon eine herrliche Zeit im Lindenhof die gemeinsamen Wanderungen über die heiß umkämpften Golfrunden mit Werner in Lana und Sarnonico sprechen wir heute noch
    Viele Grüße aus Duderstadt
    Franz- Josef ( Jogi )Wiegmann

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