Lifestyle
25. Januar 2018

Wenn das Zimmermädchen ein Mann ist…

Der 32-jährige Philippiner versteht die Welt in Europa nicht. „Warum sollen Männer denn nicht putzen?”, fragt er.

In Manila war das kein Problem. Da hat der Philippiner Lucky Gambier 13 Stunden am Tag Zimmer gefegt, Betten überzogen, Bäder geputzt, Spiegel gereinigt und Fenster gesäubert. Housekeeper sagen sie in der Heimat zu diesem harten Beruf. Und hier? „Zimmermädchen”, kann er auf deutsch – und lacht.

Lucky weiß, dass andere hier auch lachen. „Arbeitest Du in der Küche?”, fragen sie ihn, wenn er erzählt, dass er im Dolce Vita-Resort Lindenhof beschäftigt ist. „Im Restaurant?” Bestenfalls fällt den Italienern, Schweizern, Österreichern oder Deutschen noch „an der Rezeption” ein. Auf die Idee, dass ein Mann in Hose und Arbeitskittel Zimmer putzt, kommen sie nicht. „Ich muss dann immer ein bisschen schmunzeln”, sagt der 32-jährige Mann, der in Manila geboren ist, seit sieben Jahren in Italien lebt und schnell erkannt hat, dass man zumindest in diesem Punkt in Europa noch hinter der Emanzipation in seinem Heimatland hinterher hinkt. „Wenn Mann und Frau Geld verdienen müssen und arbeiten gehen, ist es doch normal, dass man sich die Hausarbeit teilt.” Er jedenfalls putzt auch zu Hause, kocht auch zu Hause. Abwechselnd mit Adele.

Südzimmer 3. Stock 3Vor sieben Jahren ist er mit Adele, die in der Heimat eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht hat, nach Bozen gekommen. Seine Schwiegermutter hatte die Stadt zwei Jahre zuvor entdeckt und dort gearbeitet und gelebt. Lucky Gambier, der auch Koch gelernt hat, fand einen Job in einem mexikanischen Restaurant und heiratete seine Jugendliebe. „Wir sind schon zusammen zur Schule gegangen”, erzählt er. In Italien sind sie dann zusammen in den Lindenhof gegangen. Adele zwei Jahre früher, Lucky in der letzten Saison. Inzwischen leben sie als kleine Familie in einer Wohnung in Naturns. Kyces ist sechs, Kylene drei. „Für uns passt es”, sagt er, auch wenn andere seinen Job nicht so ganz verstehen. „Warum soll denn ein Mann nicht putzen können”, sagt der Housekeeper, der nur anfangs leichte Probleme hatte. Ein exklusives Urlauberhotel in Südtirol legt halt noch mehr Wert auf die letzte staubfreie Ecke als ein Bettenbunker in Manila. Inzwischen aber ist Gouvernante Anja Scheer mit ihrem männlichen Teammitglied sehr zufrieden. Und Lucky Gambier sagt, dass der Unterschied für einen Housekeeper zwischen einem Top-Hotel in Manila und einem Dolce Vita-Resort in Naturns nicht so groß sei. „Doch”, sagt er dann nach kurzem Nachdenken. „Man verdient hier mehr Geld.”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie
auch interessieren

Ähnliche Beiträge zu diesem Thema