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11. April 2017

Handicap? Ball! Schläger! Loch! – Die erste Golfstunde

Wie Werner Nischler versucht, einem unsportlichen Gast in vier Stunden Golf beizubringen.

Der Seniorchef des Hotels Lindenhof wird bald 77 – und steht ein oder zwei Mal in der Woche mit seiner Frau Doris auf dem Golfplatz. „Ich mache das für meine Gesundheit, nicht aus Ehrgeiz”, sagt Werner Nischler – und verspricht einem Gast ein besseres Leben, wenn er Golf spielt. Einen Versuch ist es wert: eine Runde mit dem Ehepaar Nischler auf dem Golfplatz Dolomiti in Seio di Sarnonico.

Das Erste, was mir an diesem Sport gefällt: nicht die Leistung ist entscheidend, sondern wie man sich benimmt. „Man misst Spieler an ihrem Verhalten, nicht an ihrem Handicap”, lese ich als Vorbereitung in einem Regelbuch, und so wünsche ich meinen Gegnern Doris und Werner Nischler auch erst mal einen „guten Morgen” – und sie mir ein „gutes Spiel”.

Ich glaube, ich bin damit auf dem besten Weg zum erfolgreichen Golfspieler, auch wenn ich nicht so richtig verstehe, warum Werner Nischler mit mir erst ein paar Bälle auf der sogenannten Driving Range schlagen will. Ich habe vor zwanzig Jahren mal einen Anfängerkurs erfolgreich gemeistert – da kann doch ein 77-Jähriger kein Gegner sein. Doris zählt zwar zu den 100 besten Frauen in Südtirol, aber eine Frau …

DSC_2624Oh, Gott – was haben die für Bälle? Die fliegen ja 200 Meter weit – und meiner landet schon nach 25 Metern, wenn ich ihn aus Versehen mal treffe…

„Du musst die Bewegung in einem Rhythmus durchziehen – und den Schläger ganz locker halten”, sagt mein „Gegner“ Werner Nischler, der wohl das Etikettenbuch nicht gelesen hat. „Das Erbitten oder Erteilen von Belehrungen ist nicht zulässig.

”Ich nehme den Ratschlag trotzdem an – und mit immerhin 45 Metern Bestweite geht es auf die Piste, wo die Golfer von Fairways und Greens und Roughs sprechen. Mein Ball landet zum Beispiel oft im Rough, was hohes und ungeschnittenes Gras zwischen den reizvollen Pinienwäldern auf dem Golfplatz Dolomiti bedeutet. Es bedeutet aber auch, dass ich wesentlich mehr Kilometer auf dem Hochplateau des Nonstales zurücklegen muss als meine Konkurrenten. Vermutlich liegt es daran, dass ich spätestens von Loch 1 an keine Gewinnchance mehr habe. Insgesamt gehen die Nischlers auf dem 18-Loch-Platz auf 900 Meter Höhe vielleicht zehn Kilometer. Und ich japsend 25. Auf der Suche nach dem Ball. Und öfters schlagen muss ich auch. Das kostet Kraft.

„Du darfst beim Abschlag dem Ball nicht nachschauen, konzentrier Dich auf die Bewegung”, sagt der Seniorchef und spielt einen Birdie, was heißt, dass er bei Loch 8 einen Schlag weniger benötigt als bei der Bahn vorgesehen ist. Ich toppe ihn bei Loch 9 mit einer „Lady”, wie er freudestrahlend feststellt, obwohl ich den von mir geschlagenen Ball aus den Augen verloren habe. Aber eine „Lady” muss ja super sein – oder? „Bei einer Lady musst Du eine Runde bezahlen. Weil Du Deinen Ball nicht mal bis zum Frauenabschlag geschafft hast”, sagt Werner und klopft mir mitleidsvoll auf die Schultern. „Das gilt natürlich heute nicht.”

Verdammt. Ich will zahlen. Ich will kein Mitleid.

Werner Nischler spielt seit 20 Jahren Golf. „Ich mache das für meine Gesundheit, nicht aus Ehrgeiz”, sagt er. Sein Arzt habe ihm nach seiner Hüftoperation dazu geraten. Heute steht er ein oder zwei Mal in der Woche mit seiner Frau auf einem Golfplatz. „Manchmal spielst du Weltklasse, manchmal Kreisklasse”, sagt er, wohl, um den Anfänger zu trösten. „Golf ist absolute Konzentration. Du musst alles andere ausblenden.” Ich vermute mal, das war an diesem Tag mein Problem. Ich habe mich mehr auf die Aussicht konzentriert. Du hast auf diesem Golfplatz von jedem Green aus einen traumhaften Blick auf die umliegenden Bergmassive. Du siehst den Bergstock der Brentagruppe, die Paganella, die Laugenspitzen und und und…

„Nimm ein paar Trainerstunden. Du hast Talent”, sagt Werner Nischler, wobei mir nicht klar ist, an welchem der in den Dolomiten verschollenen 42 Bälle er das erkannt hat. „Ich kenne einige 88-Jährige, die noch super Golf spielen.”

Danke für den Trost, danke für die Lektion. Aber ich glaube, ich hätte ihn schlagen können. Wenn ich an Loch 1 den Ball anders getroffen hätte, an Loch 2 die Bewegung dynamischer ausgeführt hätte, an Loch 3 den Kopf nicht gedreht hätte, an Loch 4 beim Putten nicht versagt hätte, an Loch 5 …

PS: Ich bitte um Entschuldigung, ich habe erst jetzt im Etikettenbuch gelesen: „Wenn Sie gefragt werden, wie Sie gespielt haben, antworten Sie nur mit Ihrem Resultat. Erzählen Sie Ihren Mitmenschen nicht, was alles gewesen wäre, wenn …. Dafür interessiert sich erfahrungsgemäß kein Mensch.”

GOLFEN IN DER REGION

Werner Nischler, Freizeitgolfer und Seniorchef des Lindenhof, empfiehlt vor allem zwei Golfplätze – den Golfplatz Dolomiti in Seio di Sarnonico und den Golfplatz in Lana. Bei beiden Klubs ist das Hotel auch Partner und Gründungsmitglied. Die Gäste des Lindenhof bekommen deshalb 25 bzw. 20 Prozent Nachlass.

DOLOMITI GOLF CLUB:

Wenn Sie Golfspielen wollen, machen Sie einen Tagesausflug – es lohnt sich. Schon die Anreise über den Mendelpass oder den Gampenpass ist ein Erlebnis für sich. Auch die Lage des Golfplatzes selbst ist einmalig, für mich zählt er zu den schönsten in Südtirol-Trentino. Sie haben zum Beispiel von Bahn 15 aus einen 360-Grad-Rundblick auf die Bergmassive. Der 18-Loch-Platz ist aber sicher auch einer der anspruchsvollsten. Er wird mit 73 Par geführt, hat sechs Wassergräben und etliche Bunker.

Dolomiti Golf Club, Seio di Sarnonico. www.dolomitigolf.it

GOLF CLUB LANA

Auf dem Platz haben Sie freie Sicht auf das gesamte Etschtal. Vergessen Sie die Sonnencreme nicht, es gibt kaum Sonnenschutz, obwohl die 9-Loch wunderschön zwischen Obstbäumen und Weinreben liegen. Der 70-Par-Golfplatz ist 2973 Meter lang Wöchentlich findet ein Turnier statt, bei dem Sie Ihr Handicap verbessern können.

Golf Club Lana/Gutshof Brandis, Via Brandisweg 13, Lana. www.golfclublana.it

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