Kulinarik
15. Mai 2018

Der Wein, der nach Leidenschaft schmeckt!

Das Weingut Falkenstein produziert in jedem Jahr auf 12 Hektar 90.000 Flaschen – und verkauft bis nach Asien.

Magdalena Pratzner ist heute 26. Sie hat die Handelsschule besucht, ein Studium der Politikwissenschaften in Wien begonnen. Sie wollte alles werden – nur keine Winzerin. Zu oft musste sie zu Hause bei der Ernte helfen, zu viel sah sie, wie Vater und Mutter von morgens bis nachts sich um irgendwelche Reben kümmerten. Bis sich eine Freundin beim Landwirtschaftsstudium anmeldete. Und sie – weil Politik halt doch nicht ihr Ding war – überraschend nachzog, sich für Weinbau einschrieb. „Da habe ich erst gemerkt, wie spannend es ist, aus der richtigen Traube den richtigen Wein zu produzieren”, sagt sie.

Wir sitzen im kalten Steinkeller des Weinguts Falkenstein. Hoch über Naturns, 200 Meter vom Dolce Vita-Hotel Lindenhof entfernt. Eine hochmoderne Anlage fällt ins Auge, 40 Fässer mit zwischen zehn und 150 Hektoliter Fassungsvermögen. Endlos viele Flaschen. „Wir haben in den vergangenen 14 Tagen von der letztjährigen Ernte 90.000 Flaschen abgefüllt”, erzählt der erfolgreiche Winzer Franz Pratzner. 15.000 Flaschen pro Tag. Er ist froh, die Tochter an seiner Seite zu haben. „Wenn ich sie gedrängt hätte, hätte sie es nie gemacht. Oder zumindest nicht mit Herz. Jetzt weiß ich, dass sie aus Leidenschaft Winzerin wird. So wie ich Winzer geworden bin”, sagt der Vater.

Falkenstein ist ein Familienbetrieb. Seit 190 Jahren ist das kleine Unternehmen in Familienhand, aber nach Ackerbau und Viehzucht, nach dem in Südtirol üblichen Apfelanbau, hat sich der heute 55-jährige Franz Pratzner schon in jungen Jahren zu einem riskanten Schnitt entschlossen. Ende der 80er Jahre ließ er die letzten Apfelbäumchen sterben, stellte noch mehr als vorher von Vernatsch-Reben zu Riesling und Blauburgunder um und baute Anfang 2000 eine Produktionsstätte mit Keller, die ihresgleichen in Südtirol suchte. „Wie andere habe ich damals gemerkt, dass der Wein vom Nahrungsergänzungsmittel zum Genussmittel wird. Und dass deshalb andere Weine gefragt wurden als bis dahin”, sagt der Mann, der mit zwanzig bei der ersten Einkellerung gespürt hatte, wie sehr ihn der Winzerberuf faszinierte. „Es muss mehr sein als ein Job, nur dann gelingen anspruchsvolle Weine.”

Vom frühen Morgen an steht er mit seiner Frau Bernadette auf den steilen Hängen am Falkenstein. Sieben Hektar gehören ihm, fünf Hektar hat er gepachtet. Triebe müssen geschnitten werden, die Blätter regelmäßig entfernt, es wird zu den richtigen Zeiten bewässert, gespritzt. „Meine Frau kommt aus einer ganz anderen Richtung. Aber die Arbeit in der Natur macht ihr Spaß, zum Glück für mich ist sie mit viel Herz dabei”, sagt Franz Pratzner, der als Künstler unter Südtirols Winzern gilt. Seit 2004 wird sein Riesling jedes Jahr von Gambero Rosso mit den 3 Gläsern ausgezeichnet. Sein besonderes Gespür und sein kreatives Geschick sind bekannt in der Szene, weil er bei jedem Wetter, in jeder Situation das Richtige tut. Auch wenn er sagt, „es ist wie bei einem Maler, am Anfang weiß man noch nicht, was daraus wird”, plant und arbeitet er systematisch an einem exklusiven Wein, der in Holzfässern reift. Für ihn ist der Zeitpunkt der Ernte entscheidend – und der ergibt sich aus dem Reifetest der Beeren im August. Pratzner analysiert 200 Beeren auf den Zuckerwert, den Säurewert, den PH-Wert. Und natürlich probiert er auch. Beeren und später den Wein. „Ein Sommelier deutet den fertigen Wein, ein Winzer muss wissen, wie er mit dem zunächst stinkigen Wein umgeht und was wie aus ihm wird.”

Er wird sich künftig auch auf die Nase und das Gespür von Magdalena verlassen können. Und auch die 24-jährige Tochter Michaela wird vielleicht mal Winzerin. Die Voraussetzungen dafür bringt sie mit. „Man muss selbst Genussmensch sein und den Wein lieben”, sagt der Winzer Pratzner über den Beruf des Winzers. Dass noch ein bisschen mehr dazugehört, um erfolgreich zu produzieren und zu vermarkten, sagt er nicht. Falkenstein verkauft inzwischen Weine in der ganzen Welt. Neben den 60 Prozent in Italien vertreibt Franz Pratzner vorwiegend in Asien, Australien und Russland.

Falkenstein

Der erfolgreichste Falkenstein- Wein ist der vielfach ausgezeichnete Riesling. Aber auch Weißburgunder, Sauvignon, Gewürztraminer und Blauburgunder genügen höchsten Ansprüchen. „Mir schmeckt vor allem der Blauburgunder von unseren Reben”, sagt Lorella Longhitano lächelnd. Die Lindenhof-Managerin, Mutter von Chiara und Emma Nischler, hat auf 2.000 Quadratmeter Blauburgunder-Reben an dem ihr gehörenden Hang oben am Schlossweg – und aus ihnen hat Franz Pratzner inzwischen Blauburgunder-Wein gezaubert. Auch sortenreinen Grappa und Marillenbrände stellt er her. Neben dem Weingut Falkenstein am Vinschgauer Sonnenberg gibt es übrigens das Gasthof Falkenstein mit wunderschöner Aussicht und absoluten Südtiroler Spezialitäten. Das betreibt Franz’ Pratzners Bruder Peter.

Weingut Falkenstein
Naturns Schlossweg 15
www.falkenstein.bz

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