Kulinarik
31. Juli 2016

Dolce Vita – ganz ohne Grenzen?

Eigentlich müssten sie Konkurrenten sein. Fünf Gourmethotels, fünf Viersterne S-Hotels – und das im Umkreis von 30 Kilometern. Doch der Lindenhof, der Feldhof, der Preidlhof (alle Naturns), der Jagdhof (in Latsch) und das Alpiana (in Völlan) leben friedlich und harmonisch nebeneinander – und arbeiten sogar in einem Verbund zusammen. “Es bringt allen nur Vorteile – den Hotelchefs und ihren Gästen”, sagt Ines Zorn, die das Konsortium der Dolce Vita-Hotels im Auftrag ihrer Besitzer managt.

Zum Abschluss der Dolce Vita Gourmettour, die vom Jagdhof (Fingerfood), dem Feldhof (Vorspeisen) und dem Preidlhof (Hauptspeisen) bis zum Lindenhof führte, saßen die geladenen Gäste voller Kalorieneinschläge und Südtiroleindrücken vor dem zweiten Dessert von Patissier Josef Martin – und trotzdem hatte eine Journalistin aus Wien gegen Mitternacht noch eine besondere Idee. “So eine Fahrt von Dolce Vita-Hotel zu Dolce Vita-Hotel sollten wir doch auch einmal zwischen den verschiedenen Saunagängen machen. Dann könnten wir nicht nur die Küche der Hotels vergleichen, sondern auch ihre Wellnessabteilungen.”

Was die Österreicherin nicht wissen kann: für Gäste der fünf Hotels wäre das jeden Tag problemlos möglich. Denn die Zusammenarbeit der fünf Dolce Vita-Hotels macht vor nichts Halt – nicht mal vor Nackten in den Saunen. Wer im Feldhof, im Preidlhof, im Jagdhof, im Lindenhof, im Alpiana gebucht hat, kann vom Frühstück bis zum Abendessen alles auch in den anderen Hotels genießen. “Der Gast braucht nur an der Rezeption seines Hotels Bescheid sagen, was er wann und wo genießen will – und schon kann er zu seiner persönlichen Dolce Vita-Tour starten”, sagt Ines Zorn.

Die ehemalige Psychologiestudentin ist vielleicht der größte Fan des Projekts, das im Jahr 2000 durch fünf befreundete Hotelchefs begonnen hat. Damals arbeitete sie im Hotel Paradies, das zu den Erfindern der Dolce Vita-Philosophie gehörte. “Ich war restlos überzeugt, dass diese Marke Potential hat und von dem Gedanken, bei uns im Vinschgau den Gästen noch mehr bieten zu können”, sagt Ines Zorn. Zum Beispiel 8.840 qm Wellness-Landschaft, zum Beispiel 31 Saunen, zum Beispiel 24 Pools. Deshalb ist sie auch dabei geblieben, als sich der Paradies-Hotelchef aus privaten Gründen vom Verbund verabschiedete – und hat sich als Büroleiterin bei Dolce Vita beworben. Heute erlebt sie fast nur zufriedene Kundschaft: die Gäste, die in jedem der Hotels vom Essen und von den Wellnessmöglichkeiten schwärmen; die Mitarbeiter, die im eigenen Dolce Vita-Club mehr Möglichkeiten haben als ihre Kollegen in anderen Hotels; und die Hotelchefs, die gemeinsam günstiger einkaufen und sich auch bei anderen Problemen austauschen können.

In diesem Jahr ist das Alpiana neu hinzugekommen – und hat den “give me five-Gedanken” wieder belebt. Dabei geht es bei den wöchentlichen Sitzungen der Hotelchefs dem Neuling  

Johannes Margesin so, wie es den anderen am Anfang ergangen ist. “Ich hatte das Gefühl, als müsste ich die Hosen herunterlassen”, sagt Martin Pirhofer vom Jagdhof. Denn die Hotelchefs verglichen nicht nur Auslastung und Preise, sondern auch Gehälter, Kosten pro Gast und und und. Aber: “Irgendwann merkt jeder, dass er das, was er geben muss, vierfach wieder zurückbekommt”, sagen Klaus Ladurner (Preidlhof) und Stefan Perathoner (Feldhof). Inzwischen machen sie gemeinsam Schulungen, haben eine Beraterfirma für alle, ein gemeinsames Marketing-Budget und ließen ein eigenes Kosmetik-Naturprodukt für Dolce Vita eintwickeln: BERG gibt es in allen fünf Häusern.

Von Konkurrenz ist auch an dem Abend der Gourmet-Tour nichts zu spüren. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sich alle Chefs der Qualität ihrer Küche sicher sind und dass sich selbst Gourmets schwer tun, entscheidende Unterschiede festzustellen. Hier wird dokumentiert, dass sich der Gast in allen fünf Hotels wohl fühlen kann. Ines Zorn kann das auch mit Zahlen unterstreichen, denn: “Fast alle Neulinge werden Stammgäste in dem Hotel, in dem sie vielleicht sogar zufällig ihren ersten Urlaub verbringen.”

Wen wundert es, dass Joachim Nischler so auch die Idee mit dem “Nackten”-Benchmark nicht scheut. “Es wäre mir nur recht, wenn die Saunagäste aus den anderen Hotels mit einem Bademantel durch den Eingangsbereich laufen würden”, sagt er.

Dolce Vita hat eben doch – vielleicht – irgendwo seine Grenzen.

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