Lifestyle
03. März 2021

Im Lindenhof Pure Luxury & Spa DolceVita Resort arbeiten Menschen aus der ganzen Welt. Sie sind geprägt von der
Lebensweise in ihrer Heimat – und müssen dann die einheitliche Denkweise in einem Südtiroler Luxushotel erlernen.

11 Nationen - 1 Philosophie

Ein Gespräch mit Anja Scheer ist fast unmöglich. Das hauseigene Handy klingelt bei der Lindenhof-Gouvernante im Minutentakt – und im Minutentakt switcht die Deutsche um. Mit Sarabjeet redet sie italienisch und erklärt ihr, dass sie doch zuerst Zimmer 405 reinigen soll, weil die neuen Gäste schon warten. Mit Lucky redet sie englisch. Ja, 721 hat verlängert, kein Wechsel heute. Und mit Ribana von der Rezeption redet sie südtirolerisch. Nein, ihre Leute können auch nicht hexen. 315 ist noch nicht fertig. „Wenn du 14 Jahre in Südtirol lebst, wirst du auch den Dialekt kennen“, sagt die Frau, die eigentlich aus Friedewald stammt. Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben es da nicht so leicht. Sie sind meist nur für zwei oder drei Saisonen im Lindenhof – und kommen oft aus Ländern, deren Lebensweise nicht allzu viel Gemeinsamkeiten mit der europäischen hat. „Viele haben zu Hause studiert und wollen jetzt schnell Geld verdienen, um irgendwann wieder zurück in die Heimat zu gehen“, sagt Anja Scheer.

Menschen aus elf Nationen sind zur Zeit im Lindenhof zu Hause – und sie alle sind auf eine Philosophie geschult und eingeschworen worden:

„Wir wollen, dass der Gast glücklich ist“, sagt der Hotelchef Joachim Nischler und bringt es damit auf den größten gemeinsamen  Nenner. Zusammen mit einer Tourismusagentur und seiner Familie hat er Handbücher für seine Angestellten geschrieben und unterrichtet vor Saisonbeginn jede Abteilung ganz speziell. „Inzwischen machen wir das in drei Sprachen“, sagt die Juniorchefin Chiara Nischler, die auch den Mitarbeiter-WhatsApp-Kanal in deutsch und italienisch bestückt. Nur mit den Handbüchern ist man noch nicht so weit.

Anja Scheer hat im Etagenservice Kolleginnen und Kollegen aus den Philippinen, aus Thailand, Kroatien, Indien und der Slowakei. Die einen sind schon länger irgendwo in Italien gewesen und reden italienisch, andere nur englisch, die wenigsten deutsch. „Wir haben deshalb so eine Art Bilderreigen gemacht, um allen gleichermaßen zu erklären, wie wir uns die Zimmerreinigung vorstellen“, sagt die Gouvernante, die in die Ausbildung ihrer Mannschaft viel Geduld investiert hat. Lange Zeit werden Neulinge nur zum Zuschauen mitgeschickt, danach reinigen sie unter Aufsicht und schließlich macht die Chefin persönlich bei der täglichen Besichtigung ihre Zimmermädchen bzw. -boys darauf aufmerksam, was sie vergessen haben. „Sauberkeit ist vielleicht bei uns das höchste Prinzip, aber nicht überall auf der Welt“, sagt Anja Scheer. Wer wechselt schon mehrmals in einem Zimmer den Putzlappen und benutzt im nächsten wieder ganz andere?

Für den Hotelchef Joachim Nischler ist es wichtig, dass alle Mitarbeiter alles kennen lernen und (fast) alles wissen. Deshalb werden sie auch durch andere Abteilungen geführt, sollen Kollegen aus anderen Bereichen kennenlernen – und sie sollen zumindest einmal in der Saison auch mit Begleitung im Restaurant essen und spüren, wie es ist, ein Gast in diesem Hotel zu sein. „Dadurch bekommst du ein ganz anderes Gefühl für deine Arbeit – und solche Aktionen sagen oft mehr als viele Worte“, ist sich Joachim Nischler sicher. Für ihn sind die Mitarbeiter aus den elf Nationen auch „die Botschafter des Hotels“.

Das Handy klingelt. Jocelyn aus den Philippinen sagt, sie sei jetzt schon mit den Zimmern durch – und ob sie vielleicht in der Waschküche aushelfen oder einen Extragang durch die öffentlichen Toiletten machen soll? Die Gouvernante entscheidet sich für die Toilettenreinigung – und lächelt. Ihre Mitarbeiter aus den fernen Ländern sind noch motivierter als vor Corona, falls das geht. „Sie hatten alle Angst, dass sie nicht mehr in den Lindenhof zurückkommen dürfen. Das zeigt doch, dass sie unsere Philosophie mögen und auch verstehen.“

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