Lifestyle
23. Juli 2019

Das 24-Stunden-Hotel…

Die Gäste wollen Urlaub machen. Ihre Ruhe, einen freundlichen Service, ein perfektes Essen, Wellness- und Sportmöglichkeiten. Logisch. Und doch: es ist nicht so einfach, ihnen das 24 Stunden am Tag in einem Hotel zu bieten. Wir zeigen Ihnen, was das für die Mitarbeiter des DolceVita Resorts Lindenhof bedeutet.

5.08 Uhr

Klaus hört nur seinen Staubsauger. Ansonsten ist alles ruhig. In allen Gebäuden. Vielleicht schnarcht einer irgendwo in einem der 75 Zimmer, hier im Bar- und Restaurantbereich ist nichts davon zu hören. „Um diese Zeit stolpert dir auf jeden Fall keiner über den Staubsauger“, sagt der Hausmeister. Der Naturnser hat die Frühschicht, drei der anderen Hausmeister beginnen ihren Dienst ebenfalls bis spätestens sieben Uhr. Die Bar muss aufgefüllt werden, die Schwimmbecken (siehe Foto mit Michal) sollten abgedeckt, die Saunen inspiziert werden. Liegestühle und Muscheln gehören an die richtigen Plätze auf der Liegewiese Klausund den Terrassen. Später fallen kleinere Reparaturarbeiten an, die Zimmermädchen brauchen ab und an ihre Hilfe, der Rasen muss gemäht, die Pflanzen gepflegt werden. Auch den Kofferservice für die Gäste übernehmen Carletto, Michal, Igor, Erwin und Klaus. „Mach dir keine Gedanken. Wir haben genug zu tun“, sagt Carletto und schleppt um sechs die Cola-Kisten vom Lager in den zweiten Stock zur Bar. Bis 19.30 Uhr ist immer einer der fünf Herren im
Hotel. „Und im Notfall weiß der Chef leider zu jeder Stunde, wo er uns findet“, sagt Michal.

5.32 Uhr

„Jetzt nicht. Meine Kollegin hat heute frei. Ich muss fertig werden bis zum Frühstück.“ Waltraud hat um diese Zeit offensichtlich Wichtigeres zu tun als Fragen zu beantworten. Die Marmelade muss an den richtigen Platz am Buffet, und wer glaubt, es sei alles Käse, der irrt. Jedes Stück hat eine zugeordnete Stelle, jeder Hfrühstückandgriff von Waltraud und Nikola ist auch zu dieser Stunde schon so programmiert wie vielleicht das Zähneputzen bei den
Gästen zwei, drei, vier, fünf Stunden später. In der Küche bereitet Miriam mit dem Frühstückskoch all das vor, was von sieben Uhr an für Omelett und Rühreier gebraucht werden. Auch die Wurst wird geschnitten. Es muss schnell gehen. Jetzt. Und vor allem später bei den Gästen. Restaurantleiter Helmut schleppt kurz nach halb sechs die ersten frischen Brötchen in die Küche, Chef de Rang Francesco folgt wenig später mit dem Rest der Backwaren. Während Helmut quasi zur Frühgymnastik schon an den Wein vom Abend denkt und bis zum Servicebeginn um sieben Uhr in den Keller entschwindet, hilft Francesco am Buffet mit. „Du darfst einfach nicht
daran denken, wie früh es jetzt ist“, sagt er.

6.59 Uhr

…. und es werde Licht – plötzlich im ganzen Hotel. Die erste Rezeptionistin ist da. Katharina fährt den Computer hoch, macht von ihrem großen Schaltkasten hinter der Theke die  diversen Lichter an im Hotel. „Lindenhof“ leuchtet es jetzt über dem Eingang. 36 An- und Abreisen stehen dem sechsköpfigen Rezeptionsteam unter der Leitung von Juniorchefin
Chiara Nischler heute bevor. In diesem Sinne: einen wunderschönen guten Morgen.

8.02 Uhr

Das Problem ist, dass vermutlich auch die Gäste irgendwann mal erwachen. Das heißt für Chefkoch Andi und sein Team: Lagebesprechung. Was ist vom heutigen Menü schon vorbereitet? Wer muss noch was machen? Was sollte unbedingt am Abend frisch zubereitet werden? Wer übernimmt küchebesprechungwelche Aufgabe? Was kann für den morgigen Tag vorbereitet werden? Ist für das Mittagsbuffet alles angerichtet? Wer kann den Frühstückskoch unterstützen? Von acht bis 12.30 Uhr, von 17 Uhr bis zum bitteren Ende arbeiten die Köchinnen
und Köche in ihren verschiedenen Gängen, aufgeteilt nach Suppe/Vorspeise, warme Vorspeise, Hauptspeise, Dessert. „Vor allem vormittags müssen wir den Plan für mindestens sieben Tage im Blick haben, um mit entsprechenden Vorarbeiten beginnen zu können“, sagt Andi. Das gilt auch und besonders für Chefpatissier Josef: Ein Dessertbuffet schafft man nicht an einem Donnerstag – also er und sein Team schaffen es nicht, die Gäste schon…

8.31 Uhr

Paula zieht den Vorhang zurück. Gerade in der Beautyabteilung ist helles Licht wichtig – die Kunden sollen ja den Unterschied vorhernachher deutlich sehen. Gleich werden die ersten Urlauber(innen) kommen – zur Gesichtsbehandlung, zur Ganzkörperpflege, zur Massage, zur Entspannung. In 13 neuen Kabinen arbeiten zehn angestellte Kosmetikerinnen und Physiotherapeutinnen von 8.30 Uhr bis 19 Uhr. „Es kommen auch immer mehr Männer“, sagt Paula und strahlt schon am frühen Morgen. Das Geschäft läuft gut. „Wer einen Wunschtermin hat, sollte ihn vielleicht schon von zu Hause aus buchen.“

9.04 Uhr

„Und hoch das rechte Bein“, ruft die diplomierte Sportlehrerin Sigrid und macht es vor. Primitiv. Das kann doch jeder. Oben am Beckenrand. Aber ihr Klientel ist im Schwimmbecken bei der Wassergymnastik. Und da musst du das rechte Bein erst mal hochkriegen. „Immer mehr Urlauber begreifen, wie gut das am Morgen schon tut“, sagt Sigrid. Allerdings: wer sich im Lindenhof bewegen will, darf auch spätsigridacquagymer aufstehen. Jeden Tag bietet das Fitnessteam von morgens bis abends Kurse an – von Sixpack über Faszientraining bis zum bellicon®-Springen. Auch spezielle Gesundheits- und Fitnesswochen sind 2019 wieder ausgeschrieben.

10.32 Uhr

Gouvernante Anja hat frei (ja, auch das gibt es im Lindenhof einmal in der Sieben-Tage-Woche für die Mitarbeiter…) – und so prüft ihre Stellvertreterin Adele heute, ob die Zimmer beim Gäste-Wechsel auch wirklich top vorbereitet sind. Warum sie dabei ausgerechnet in der Suite anfängt, für die ein Maadelenn zuständig ist? Sicher Zufall, bestimmt kein Vorurteil (kann ja auch nicht sein, weil ihr Mann Lucky auch als Roomboy im Lindenhof arbeitet). Und tatsächlich: Adele nickt Jimboy zu: Bad super, Betten perfekt, gut gelüftet und geputzt. Sie stellt noch den Stapel mit der Hotelzeitung gerade, platziert den Willkommensbrief und zieht ins nächste Zimmer. Seit 6.30 Uhr ist ihr Team bei der Arbeit, erst werden die öffentlichen Bereiche gereinigt, später werden die Zimmer geputzt, nachmittags haben alle in der Waschküche zu tun. Und wenn die ersten um 15.30 Uhr Feierabend machen, kommt der Spätdienst. Es gibt so viel zu putzen…

12.27 Uhr

… und es gibt so viel zu essen. Nicht nur die Gäste werden kulinarisch verwöhnt, auch die 80 Mitarbeiter werden von der Gourmetküche bekocht. Alle können hier frühstücken, Mittagessen und auch Abendessen. „Da kannst du wirklich nicht meckern“, sagt Lea vom Service, deren Schicht an der Bar erst am Nachmittag beginnt, die aber trotzdem schon mittags gerne zum Essen vorbeischaut.

14.35 Uhr

Wer beschäftigt hier wen? In Lindis- Club sitzen Nele, Elisabeth, Fiona und Emma (von links) mit der Animateurin Sybille am kleinen Kindertisch und schlagen immer wieder neueLindisclub
Spiele vor. Das Problem für Sybille: jede will was anderes spielen. „Es ist gut, dass wir fast alles hier haben“, sagt die gelernte Pädagogin, die in den Ferien die Betreuung nicht mehr alleine schafft und Unterstützung bekommt. Von morgens neun bis abends neun bietet der Lindenhof in dieser schulfreien Zeit Kinderanimation an – bis zum Kinderbuffet am Abend mit dem absoluten Renner: Schnitzel mit Pommes. Finger weg – das ist für Kinder!

18.48 Uhr

Helmut läuft im Kreis. Der Restaurantleiter teilt seine Mitarbeiter ein (wer arbeitet in welchem Speisesaal) und klärt auf: „Eservicebesprechungs ist kein normales Spanferkel. Es ist ein Spanferkelrücken
und ein Sous Vide gegarter Bauch“, sagt er, „und falls jemand fragt: Sous Vide bedeutet im Wasserbad unter Vakuum gegart.“ Das Servicepersonal sollte auf alle Fragen eine Antwort haben, deshalb erklärt er auch, warum er auf der Speisekarte welche Weine als Empfehlung zum Menü gegeben hat. „Alles klar?“ Alles klar. Hoffentlich. In ein paar Minuten kann es losgehen – die letzte Schlacht vor dem Feierabend gegen 23 Uhr. Die meisten der 19 Service-Angestellten waren schon beim Frühstück eingeteilt, je nach Schichtplan haben sie am Nachmittag ein paar Stunden Freizeit. Manche dürfen spätabends noch den Tisch für das Frühstück decken. Da müssen sie dann aber nicht mehr lächeln.

19.02 Uhr

Die Nischlers treffen sich tatsächlich einmal am Tag – um 19 Uhr im Speisesaal. Joachim kommt aus dem Büro, das er morgens um 6.30 Uhr öffnet, Chiara von der Rezeption, die sie
leitet, Doris, die Frau des Seniorchefs hat im Souvenirshop vorher noch ein paar Windjacken für Radfahrer verkauft, und Lorella war mit dem Installateur im Haus unterwegs. Jetzt begrüßen sie die Gäste, begleiten sie am ersten Abend zu ihren Tischen, erklären ihnen die Menüfolge und helfen alle im Service mit. „Schmutzige Teller muss jeder abräumen, auch
der Chef“, sagt Joachim und entschwindet gut gelaunt mit einem Stapel in Richtung Abspülraum.

22.31 Uhr

Kommt noch einer? Lisa schaut vorsichtig Richtung Treppe, bevor sie die Türe zu den Rezeptionsbüroräumen abschließt. Ein letzter Blick auf die To-do-Liste, die von Schicht zu Schicht weitergereicht wird. Jetzt, um 22.30 Uhr, muss alles abgehakt sein. Oder es gibt Überstunden. Auch die Mails sollten beantwortet sein, ein Gast darf nicht warten müssen. Das gilt für Buchungsbestätigungen, für Angebote, manchmal auch für Beschwerden. Das ist vor allem dann schwierig, wenn der Spätdienst im LisaFront-Office voll beschäftigt ist, weil die neuen Gäste im Haus sich nach dem Abendessen gerne mit der Planung des nächsten Tages beschäftigen und viele Fragen haben. Und um 22.40 Uhr immer noch einer wissen will, wann morgen der Bus nach Meran fährt. Und ob es um 14 Uhr regnen wird.

0.53 Uhr

Der Letzte macht das Licht aus. Barmann Stefan hat, sagen wir mal so, flexible Arbeitszeiten. Jedenfalls am späten Abend. „Manchmal haben wir Gäste, die gehen schon um zehn schlafen, oft aber mixe ich nach Mitternacht noch Drinks“, sagt er. Er freue sich aber über jeden, der länger bleibt. „Ich unterhalte mich gerne, erfahre viel und lerne von den Gästen immer irgendwas dazu.“ Michaela macht den Tagesdienst an der Bar, von acht bis 18 Uhr, Stefan kommt um 15.30 Uhr und wird abends von Lea unterstützt. Oft helfen auch noch andere aus dem Serviceteam aus, wenn zum Beispiel im Sommer nach dem Abendessen auch jeder Stuhl auf der Terrasse besetzt ist. Heute hat sich der letzte Gast nach ein paar Wodka-Lemon um 0.40 Uhr verabschiedet. Oder hat er es unter dem Einfluss der Kaltgetränke sogar vergessen? Noch schnell aufräumen, einmal durchkehren – und ab zur letzten
Runde: Stefan marschiert durchs Hotel, kontrolliert, ob alles verschlossen ist und macht die letzten Lichter aus. Er geht schlafen. Und tatsächlich passiert vier Stunden im DolceVita Resort – nichts. Hoffentlich. Sonst würde zu Hause bei Joachim das Telefon klingeln. Genau in der Zeit, in der er mal schläft. Von ein Uhr bis morgens um fünf. Behauptet er.

 

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