Lifestyle
20. Juni 2016

Ein Hugo geht um die Welt

Der AK aus Naturns und sein Glücks-Cocktail

Roland Gruber hat Currywürste auf dem Rathausplatz in Berlin gegrillt, den Adel in St. Moritz und auf Sylt berauscht, im Volksfestzelt in Stuttgart zu Blasmusik Bierkrüge geschleppt und in der Schweiz ein kleines Hotel geführt – jetzt will der Globetrotter sesshaft werden.

 

Nein. Nicht mal fürs Foto. “Einen Hugo mit Holundersirup gibt es bei mir nicht”, sagt Roland Gruber – und mixt erst weiter, als ihm Michaela Toll, Servicekraft im Hotel Lindenhof, einen Zitronenmelissensirup hinter die Bar bringt.

Willkommen zurück in der Heimat. Roland Gruber, der auf der Mauslochalm aufgewachsen  ist und den hier in Naturns alle nur “AK” nennen, war 2008 ausgezogen – kurz nachdem ihm in seiner Bar SanZeno in der Bahnhofstraße ein Glücks-Cocktail gelungen war. “Ich wollte vor allem meinen weiblichen Gästen ein anderes erfrischendes Getränk servieren als immer nur den Veneziano, der damals in war”, erzählt der heute 44-Jährige, nahm Prosecco, Zitronenmelissensirup aus dem Bioladen, Soda, Minze und verrührte alles vorsichtig in einem Glas mit Eiswürfeln. Und plötzlich bestellten so viele Leute “diesen neuen Cocktail da”, dass er eines Tages zusammen mit Freunden einen Namen für sein Experiment suchte. “Otto”, sagte einer. “Otto ist blöd”, befand ein anderer, “dann können wir es ja gleich Hugo nennen.”

Der Hugo war geboren. Für die Getränkekarte. In Naturns. Im SanZeno in der Bahnhofstraße.

“Fragen Sie mich nicht, wie er von hier aus in die Welt getragen wurde. Während andere –  beim Aperol Spritz zum Beispiel – Millionen in Werbekampagnen stecken, muss es beim Hugo tatsächlich mit Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert haben”, sagt Gruber, der damals nicht im geringsten ahnte, was ihm da gelungen war. “Millionen Barmänner kreieren jeden Abend Millionen neuer Drinks. Den trinken dann ihre Gäste. Und an dieser Bar bleibt er dann auch. Basta”, sagt er.  

AK wollte  in die Welt ziehen, dass es der Hugo auch tat, ahnte er nicht. Kuba war Grubers  Ziel, als er die Zelte in der Heimat in Naturns abbrach, doch Freunde überredeten ihn zu einem Barjob im Hemingway’s in St. Moritz. “Der hat mein Leben komplett verändert. Ich habe viel Alkohol getrunken, weil man es anders gar nicht ausgehalten hätte. Du musst dir vorstellen: in den Club kommen alle, die morgens um drei noch wach sind – der Adel genauso wie die Abspüler aus den Hotels. Da geht es entsprechend ab bis um acht.”

Es war die wilde Zeit im Leben des Mannes, der von seinem Praktikantenjob im Lebensmitteldiscounter Alber den Namen AK hatte – Alber Knecht. AK, wie er sich auch selbst vorstellt, tingelte in den Societybars von München bis Sylt, auf dem Rathausplatz in Berlin und beim deutsch-russischen Ball grillte er Currywürste, in Grandls Volksfestzelt in Stuttgart schleppte er Bierkrüge. Und der Hugo? “An den dachte ich nicht mehr.”

Doch auch sein Hugo tingelte um die Welt, da es beide aber unabhängig voneinander taten, konnte der eine den anderen nicht vermarkten. Erst als ihm an einer Bar in Stuttgart ein neues Hausgetränk angeboten wurde, das Hugo hieß und ihn später ein Reporter des “Spiegel” als Erfinder des Modegetränks Hugo interviewte, ahnte er, was er da geschaffen hatte – ohne Gewinn daraus erzielt zu haben. “Es wäre schwierig gewesen, den Namen ein paar Jahre später noch schützen zu lassen und die Rechte einzufordern. Zumal das bei einem Mixgetränk eh nur geht, wenn du es schon in gemischter Form verkaufst”, sagt AK. “Bei einem Getränk, das von der Frische lebt, wollte ich das aber nicht.”

So freute er sich über Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, Einladungen in Fernsehsendungen – und machte sich selbst zur Marke: mit langem Bart, als Südtiroler Original, als Erfinder des Hugo. Sogar sesshaft ist er geworden: in der Schweiz führte er bis vor wenigen Monaten das Berghotel Riederfurka im Skigebiet Wallis, jetzt sucht er neue Aufgaben, gerne wieder in der Schweiz, gerne auch in Südtirol, in Deutschland. Oder sogar in Ungarn, wo seine Frau Gabriella geboren ist. “Ein Südtiroler wird mit 40 gescheit”, sagt AK und ist glücklich, dass er die Ungarin mit 39 kennengerlernt hat. Sie habe ihn gebändigt. Zusammen haben sie den ein Jahr alten Sohn Erik. “Unser Prinz”, sagt der Vater, und es klingt nach Familie, die eine Heimat sucht.

IMG_4975Nur der Hugo wird weiter reisen.


Der ECHTE Hugo:

Der echte und wahre Hugo des Erfinders besteht aus 15 cl gekühltem Prosecco, 2 cl Zitronenmelissesirup, einigen Blättern Minze, einem Spritzer Soda, Eiswürfeln und einer Zitronenscheibe. Dass er überall mit Holundersirup gemixt wird, hat für Roland Gruber alias AK einen simplen Grund: Holundersirup gibt es fast überall zu kaufen. Ihm selbst ist er schon mit Zitronenmelissesirup zu süß. “Ich habe in meinem Leben höchsten drei Hugos getrunken”, sagt er.

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1 Kommentar

  1. Avatar Thomas Schweri sagt:

    Herzliche Grüsse an AK von ein paar Riederalp Junkies (ca 20 Jahre jeden Winter…) die finden, dass es auf der Rieder Furka nur noch halb soviel Spass macht abends zu dinieren, seit AK und seine holde Angetraute nicht mehr dort sind!!! Vielleicht ein Grund für uns mal im Herbst in’s Südtirol zu pilgern…

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