Lifestyle
08. April 2022

Der Naturnser Dominik Hell ist in einen Beruf eingestiegen, von dem sich viele andere in Corona-Zeiten mit Schrecken verabschiedet haben. Und der 21-jährige Restaurant-Fachmann hat die Entscheidung nicht bereut. „Im Lindenhof bin ich ein anderer Mensch geworden“, sagt er.

Erst nach der Schule beginnt das Leben

Es sind die Tage in der Sommersaison 2020, die sein Leben geprägt haben. Dominik Hell kam von der Schule. Zwei Jahre Landesberufsfachschule Savoy, drei Jahre Landeshotelfachschule Kaiserhof mit dem Matura-Abschluss. „Du glaubst, du weißt was vom Leben. Und merkst plötzlich: gar nichts weißt du, gar nichts.“ Da war der Stress, den er aus der Schule nicht kannte. Statt einen Tisch zu bedienen, wie er es gelernt hatte, warteten plötzlich 50 Leute an 20 Tischen auf ihn.

Der eine Gast wollte das Fleisch durch, der andere nur eine kleine Portion und der nächste keine Beilagen. Der Small-Talk, den die Lehrer ihm beigebracht haben, fiel so small aus, dass er sich auf „guten Appetit“ beschränkte. Wenn er es nicht vergaß. Er hatte keine Zeit, den Kopf voll – auch voller Selbstzweifel, wie er heute zugibt: „Ich konnte nachts kaum schlafen, weil ich den Tag immer wieder Revue passieren lassen habe.” Und weil er überlegt hatte, ob er überhaupt der Richtige für diesen Beruf ist. Aber welcher Beruf war für ihn schon der richtige? „Ich war immer das, was man wohl einen perspektivlosen Jugendlichen nennt.“ Null Bock auf nichts. Sagt er.

Das Sportgymnasium hatte Dominik Hell abgebrochen. Mit Freunden abhängen war schöner als zu lernen. Er spielte Fußball beim TSV Naturns – und als er mal in der Bar seines Vaters in Laas aushalf, überlegte er, ob vielleicht das was für ihn wäre. Ein bisschen bedienen, mit Leuten quatschen, Menschen kennenlernen.

Nur: mit ein bisschen war im Lindenhof nichts mehr. Mit ein bisschen und null Bock kommt man im Leben nicht weiter, erkannte er. Dass er sich entschloss, sich zu ändern, war wohl einem Mann zu verdanken: Alex Panin. Der damalige Chef de Rang und heutige Restaurantleiter brachte dem Berufseinsteiger bei, wie man mit Stress umgeht. Wie man Selbstzweifel nur noch in erträglichem Maße zulassen kann, wie man auf Menschen zugeht. Wie man den richtigen Ton trifft. Dass das Leben nur einen Sinn macht, wenn man auch die Arbeit liebt, für die man zwölf Stunden des Tages opfern muss. Und dass eine Zukunft zum Leben gehört. „Durch Alex und andere habe ich hier im Lindenhof eine Wertschätzung gespürt wie noch nie von jemandem zuvor“, sagt Dominik.

Auch wenn es ein bisschen nach Courths-Mahler und nach viel Bergromantik klingt, geht es nicht zu weit, glaubt der 21-jährige junge Mann: Alex und das harmonische Umfeld im Lindenhof haben ihn zu einem anderen und positiven Menschen gemacht. Er, der sonst immer schnell alles hingeworfen hat, hat eine Corona-Zeit durchgestanden, bei der viele seiner ehemaligen Mitschüler aufgegeben haben. „Ich kann das verstehen. Mit dem Arbeitslosengeld in Italien kannst du so eine extreme Lage kaum überbrücken“, sagt Dominik. Ausgerechnet für ihn aber gab es keine Zweifel, obwohl das ganze ersparte Geld auch sein Bankkonto grußlos verlassen hat – Restaurantfachmann ist und bleibt sein Beruf. Erst recht, nachdem ihn der Lindenhof zum Chef de Rang für den Frühstücksbereich befördert hat. „Da ich ja immer noch nicht voller Selbstbewusstsein war, hat mich der Anruf von Alex vor der diesjährigen Saison schon völlig überrascht.“

Andere haben große Pläne, wenn sie von der Hotelfachschule kommen. Sie wollen die Welt sehen, in anderen Ländern arbeiten. Für Dominik Hell ist das nicht das große Ziel, „weil du in jedem Teil dieser Erde während der Saison nichts anderes als das Hotel siehst, in dem du arbeitest“. Also kann er auch in Naturns bleiben. Und im Urlaub die Welt anschauen. „Ich denke zum ersten Mal in meinem Leben darüber nach, was für meine Entwicklung gut ist. Und ich bin sicher, das ist der Lindenhof.“ Und der steht bis auf weiteres in Naturns

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