Lifestyle
12. Juni 2018

Joachims Wavebalance – Resümee nach 10 Ausgaben SUITE

Nach zehn SUITE-Ausgaben denkt der Schreiberling mal über seinen Herausgeber Nischler nach.

Die meisten haben schöne Träume. Ich denke an den Hotelchef. Zumindest bis zu diesem Moment war es mehr als angenehm auf diesem Wasserbett, das sich wavebalance nennt und das mir Joachim Nischler ausdrücklich ans Herz gelegt hat. Das Nonplusultra sei das neue Wasserbett in der Lindenhof ArtSPA, Masseurinnen würden mit ihren gezielt fließenden Behandlungstechniken den Rhythmus der Wellen beschleunigen. Es würde tief beruhigen und das Loslassen auf körperlicher und mentaler Ebene unterstützen. Man würde wirklich zu einem neuen Menschen. Fernab jeder Hektik.

Warum, so frage ich mich, liegt er dann nicht selbst auf sein Wasserbett?

Ich weiß, es gibt viele, die sagen, am besten wäre es, Herr Nischler würde nonstop wavebalance machen. Den ganzen Tag, die ganze Nacht. Nur: so nötig wie während des Hotelumbaus hatte er es noch nie. Ich glaube, ich kann das beurteilen, weil ich schon während zehn Ausgaben der SUITE unter seinem ständigen „Stillstand-ist-Rückschritt”-Credo gelitten habe. Alles muss anders werden. Und möglichst besser. Ganz ehrlich: ich habe Angst vor dieser 11. Ausgabe. Mein Herausgeber wird nach der ersten depressiven Phase, die so eine Baustelle vor der Saisoneröffnung mit sich bringt, wieder alles wollen, so wie er in seiner ganzen Euphorie immer alles will. Nur dieses Mal noch etwas mehr. Die modernen Saunen, die schicken Pools, die überdimensionale Wasserrutsche, das besondere Kino, den gemütlichen Außenbereich mit zwei Fernsehern… Und er wird – noch weniger als sonst – verstehen, dass seine Hotelzeitung nur zwölf Seiten hat und kein Werbeprospekt sein darf.

Diesen Kampf kenne ich schon. Wen ich allerdings in diesen Tagen vor der Hotel-Eröffnung nicht mehr kenne, ist Herr Nischler selbst. Der Umbau ist (fast) geschafft. Er auch. Traurige Augen blicken mich an, selbst wenn ich in einem Anflug von Sentimentalität sage, der Elfmeter gegen Juve sei unberechtigt gewesen. Das Feuer in ihm scheint zumindest dann erloschen, wenn er durch die Suiten marschiert, die in zwei Tagen fertig sein sollen und in denen heute noch Elektriker und Installateure ihre Werkbänke nebeneinander gestellt haben. Dort, wo seit einer Woche das Doppelbett mit der Boxspringmatratze hätte stehen sollen. Das normale Leid eines Bauherrn, für einen wie ihn eine Tragödie. Er hat Ideen, Pläne, Zeitfenster (manchmal) – und weil sich andere nicht daran halten, muss er seine Stammgäste enttäuschen. Es macht ihn mal wütend, mal traurig – aber immer wahnsinnig. Apropos wahnsinnig. Ich denke an die Anfänge der SUITE. Wir standen an der Bar. Der Gast W. und der Hotelchef N. Und als der Hotelchef N. hörte, dass der Gast Journalist ist und auch schon viele Kundenmagazine für große Firmen konzipiert hat, war für ihn schon vor dem zweiten Whiskey klar: Er will auch eine Kundenzeitung. „Wenn wir morgen anfangen, könnten wir sie doch in zwei Wochen verschicken”, sagte er. Das Schlimme ist: du hast keine Chance gegen ihn, gegen seinen Elan, seine Überzeugungskraft. Das Gute ist: es sprudeln bei ihm während einer Besprechung so viele Ideen, dass er sie selbst wieder vergisst und gar nicht merkt, wenn in der nächsten Ausgabe keine Idee davon umgesetzt worden ist.

Herausgeber, die sich einmischen, gibt es viele. Herausgeber, die nicht merken, was der Journalist macht und trotzdem stolz auf ihr Produkt sind, wenige. Er wollte damals eine Ausgabe im Jahr machen, drei Jahre lang, so sagte er, halten WIR das durch. Inzwischen halte ICH drei Ausgaben pro Jahre durch – trotz ihm. Warum eigentlich, frage ich mich, während Sophie mein rechtes Bein noch stärker nach unten auf das Wasserbett drückt und die Wellen tatsächlich bis zum Hinterkopf blubbern. Weil er ein wahnsinniger Bauherr ist? Weil er als ahnungsloser Herausgeber eine Zeitung verschickt? Weil er ein umtriebiger Hotelchef ist, der nicht nur für sich, sondern auch für seine Gäste das Beste will? Oder vielleicht: weil er ein guter Freund ist?

Irgendwas muss da noch zwischen Wahnsinn, Ahnungslosigkeit und Umtriebigkeit sein, dass ihm Gäste vieles, Mitarbeiter alles verzeihen. Und dass selbst Journalisten ihn aufzumuntern versuchen, wenn er auf seiner Zwei-Stufen-Launeskala mal wieder auf „zu Tode betrübt” geschaltet hat. Er wird bald wieder auf „himmelhochjauchzend” drehen, wenn die ersten Gäste sein neues Werk bewundern: das neue Dolce- Vita Resort Lindenhof. Das Gute ist: er kann schnell vergessen. Den Ärger mit den Baufirmen zum Beispiel. Die schlaflosen Nächte während des Umbaus. Die Sorge, alle Gäste zu vergraulen. So wie er schnell vergessen hat, dass dieser Journalist eigentlich nur drei Ausgaben der SUITE machen wollte. Er plant heute schon die Jubiläumsausgabe. Die 25 muss was ganz Besonderes werden, sagt er und rennt gleichzeitig los: Irgendein Handwerker ist krank, wahrscheinlich verlegt er jetzt den Boden selbst…

Es wird höchste Zeit, dass sich Herr Nischler mal auf dieses Wasserbett legt. Und liegen bleibt…

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