Ein bisschen Las Vegas an der Lindenhof-Bar

Nun ist es allerdings so, dass selbst ein Barkeeper das mit dem Whiskey nicht jeden Morgen macht. Schließlich muss er sich vor allem in der Theorie auskennen, die Praxis überlässt er gerne den Gästen. „Barkeeper zu sein, bringt schon ein gewisses Berufsrisiko mit sich. Die Verführung ist groß“, sagt der Lindenhof-Barchef. „Natürlich muss man ein Produkt probieren, um es verkaufen zu können. Nur: übertreiben darf man es nicht.“

Die Welt an der Bar ist in den vergangenen Jahren eine andere geworden. Wo die Leute früher vor allem den „Hugo“ oder „Aperol Spritz“ bestellt haben, wünschen sie sich heute hochwertige Cocktails – und geben dem Barmann dazu ein paar Angaben wie „sauer“, „süß“, „fruchtig“, „mit Zitrone und weniger Alkohol“ auf den Weg. Jetzt zeig´ mal, was du kannst.

Matthias Schulz kann viel. Er hat einen internationalen Barkeeper-Kurs in der Glücksspielstadt Las Vegas absolviert, er hat im Luxushotel Breidenbacher Hof in Düsseldorf gerührt und geschüttelt, er hat Schwyzerdütsch und exklusive internationale Getränke im Zermatter Hof in der Schweiz kennengelernt. Und er bildet sich weiter – mit Büchern, mit Barmagazinen, mit fachbezogenen Podcasts. „Es gibt immer Neues. Und wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“, sagt der 30-Jährige, den das Publikum im Lindenhof Pure Luxury & Spa DolceVita Resort begeistert: „Das hat wirklich Großstadt-Niveau und fordert einen schon bei der Getränkezusammenstellung.“

Die kreative Arbeit macht dem Pforzheimer Spaß. „Es ist wie in der Küche. Wir haben alle Lebensmittel zur Verfügung und können aus allen Produkten was zaubern“, sagt Matthias Schulz. Er weiß, welche Lebensmittel harmonieren, er weiß, was wie mit diesem oder jenem Alkohol schmeckt. „Das ist deshalb wichtig, weil Säfte, Pürees oder Sirups den Geschmack nicht mehr so dominieren dürfen wie früher. Heute haben wir hochwertige Spirituosen, die im Mittelpunkt eines Cocktails stehen und durch die passende Zugabe von Kräutern, Likören oder Früchten kann man außergewöhnliche Geschmackserlebnisse kreieren“, sagt der Lindenhof-Barkeeper, der besonders stolz auf seine 222 Whiskeysorten ist.

Doch zum Job gehört auch die Kommunikation. „Für einen Barmann ist die Unterhaltung mit den Gästen fast genauso wichtig wie das Mixen der Getränke“, sagt Matthias Schulz. Dem ausgebildeten Hotelfachmann fällt das nicht schwer. „Ich bin viel in der Welt herumgekommen – und eine Gemeinsamkeit findet man immer mit dem Gast“, sagt er. Als Chef de Rang reiste er einst auf einem Kreuzfahrtschiff. Er war in Miami, der Karibik, in den großen Mittelmeerstädten, im Atlantik. Welcher 30-Jährige hat schon solche Erlebnisse? „Ich kann viel erzählen. Aber als Barmann muss man auch spüren, wann man nur zuhören sollte.“

Psychologe sein gehört auch zum Berufsbild.

Und wer morgens regelmäßig vor dem Frühstück seinen Whiskey trinkt, hat einen solchen auch bitter nötig. Am besten allerdings keinen Barmann. Vielleicht doch eher einen richtigen Therapeuten. Wegen der Geschmackssinne.