Die Männer für alle Fälle

Der Anruf nachts um halb drei überforderte erst einmal selbst Michal Arvay. Wasser im Heizungskeller, meldete der Nachtportier – und der Chef des Lindenhof-Technikteams wollte sich schon in seine Arbeitskleidung stürzen. Doch nachdem er sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, rief er zurück. „Hast Du mal geschaut, wo das Wasser ausläuft?“, fragte er müde seinen Kollegen und ließ sich per Taschenlampe den Raum ausleuchten und per Handy übertragen. Es reichte eine Ferndiagnose: Ein undichter Schlauch am Wasserhahn musste gewechselt werden, Michael Arvay konnte weiter schlafen.

Nicht alle Probleme tauchen mitten in der Nacht auf, und nicht alle Probleme können so zweifelsfrei schnell gelöst werden. „Unsere Arbeit hat sich sehr verändert. Als ich vor 19 Jahren im Lindenhof angefangen habe, waren wir zweieinhalb Hausmeister, die sich um den Garten und kleinere handwerkliche Arbeiten kümmern mussten“, sagt der Slowake. Heute steuert er technisch quasi das gesamte Resort, aus dem Hausmeisterteam wurde die Abteilung Technik – und eigentlich sind nur die Gartenarbeiten und das Kofferschleppen geblieben. Arvay: „Allein für Schwimmbäder und Saunen hatten wir früher 100 Hebel, heute machen wir alles vom Computer aus.“

Natürlich gehören Schulungen dazu, um diesen Berufswandel zu begleiten. Aber es gehört auch Eigeninitiative dazu. Michal Arvay hat sich schon als Kind immer für alles interessiert und wollte wissen, wie so eine Autorennbahn oder wie so ein Traktor funktioniert. „Du musst Lust haben, die neuesten technischen Details zu begreifen“, sagt er und erzählt von seinem Bruder Maros, der auch mal Hausmeister im Lindenhof war – und ihm als Neuling erklärte: „Wenn irgendwelche Firmen bei uns im Hotel was einbauen, fragst du sie ein Loch in den Bauch, bis du selbst ganz genau weißt, wie es funktioniert.“

Michal Arvay ist mit diesem Rat gut gefahren – und hat ihn auch an Kollegen weitergegeben. Bei der großen Erweiterung des Hotels zum Resort mit dem siebenstöckigen Wellnessturm haben sie alles über Chlor- oder Filteranlagen gelernt und brauchen oft nur noch von der betreffenden Firma schnell das Ersatzgerät. Einbauen können sie es selbst. „Wenn mal 5 ½ bar Druck Wasser rein gehen und nur 2 ½ bar Druck rauskommen, kannst du den Gästen kaum erklären, warum sie nicht richtig duschen können. Das Problem müssen wir schnell lösen und können nicht warten, bis von irgendwo der Experte der Firma anreist“, sagt der Lindenhof-Abteilungsleiter, der sich von den Profis von Ötzi-Bike auch in Sachen Rennräder, Mountainbikes oder E-Bikes ausbilden ließ. Dafür ist er nämlich auch zuständig im Pure Luxury & Spa DolceVita Resort in Naturns.

Doch auch bei den Wünschen der Gäste hat sich die Arbeit des ehemaligen Hausmeisterteams gewandelt. „Heute musst du Pedale wechseln und einbauen, die die Gäste mitbringen“, sagt Michal Arvay. Auch da sind elektronische Kenntnisse vorausgesetzt, denn die Pedale sollen auch die Wattzahl messen. „Und viele kommen mit Amazon-Sticks oder Apple TV – und wir müssen dann die Fernseher in den Zimmern technisch dafür umrüsten.“

Alle Probleme im Lindenhof müssen schnell gelöst werden. Morgens, nachts, am Wochenende. Und nicht immer ist jemand da, den man fragen kann. „Wo ist denn der Rückwärtsgang beim Maserati?“, hat dem Technikchef mal ein Kollege aus dem Gäste-Auto auf dem Lindenhof Parkplatz per Handy gefragt.

Michal Arvay konnte helfen. Der Maserati des Gastes steht jetzt in der Tiefgarage auf der Nummer 505.