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29. Januar 2022

Karl Prantl war der erste Mitarbeiter des Lindenhofs. Schon beim Bau der Pension war er dabei, später als Hausmeister mit „erweitertem Aufgabenbereich“. Eigentlich wollte die „SUITE“ ein Interview mit dem 81-Jährigen führen, aber: Ein Treffen zwischen dem Hotelchef Joachim Nischler und Karl Prantl verhinderte dies.

Ein Orden für „Direttore Coffero“

Joachim: „Wieso kommst Du nicht mehr zum Essen zu uns? Du weißt doch: Du bist jeden Mittag in die Mitarbeiterkantine eingeladen.“

Karl: „Jetzt auch noch?“

Joachim: „Wenn ich lebenslang sage, dann gilt das auch jetzt noch. Du lebst doch. Oder?“

Karl: „Ja. Schon.“

Joachim: „Mit Karl bin ich groß geworden. Er war wie ein zweiter Vater für mich. Karl, erinnerst Du Dich noch, wie wir unten in der Bar saßen und ,Dick und Doof´ im Fernsehen geschaut haben, während die Gäste oben im Speisesaal waren?“ 

Karl: „Ich musste Bier zapfen.“ 

Joachim: „Ja, schon. Aber wir hatten trotzdem viel Zeit zum Fernsehen. Damals hat mein Vater nach unten gerufen: ,Zwei Große, ein Kleines´ – und Karl hat die Gläser in den Aufzug gestellt.“

Karl: „Ja.“

Joachim: „Du warst zwar Hausmeister. Hattest aber sozusagen ein erweitertes Aufgabengebiet.“

Karl: „Das stimmt.“

Joachim: „Was hast Du alles gemacht?“

Karl: „Viel. Kein Vergleich mit heute.“

Joachim: „Heute arbeitet Carletto bei uns als Hausmeister. Auch schon ewig. Das ist Karls Neffe. Den kenne ich von der Schule, Karl ist mit meinem Vater groß geworden.“

Karl: „Ja.“

Joachim: „So 13, 14 Stunden am Tag hast Du schon gearbeitet. Koffer tragen, Müll entsorgen, Laub kehren, Bäume schneiden, den Zimmermädchen helfen, alte Flaschen wegbringen….

Karl: „… und neue kaufen.“

Joachim: „Damals kam kein Getränkehändler. Da musste Karl noch alles selbst schleppen. Und die Geranien an den Balkonen hast Du auch gepflegt.“

Karl: Blätter gezupft.“

SUITE: Dürfen wir auch was fragen?

Joachim: „Klar, Entschuldigung.“

SUITE: Wie sind Sie eigentlich in den Lindenhof gekommen. Anzeigen gab es ja wohl keine. 

Joachim: „Du hast meinen Papa gekannt. Die waren ja gleich alt.“ 

Karl: Deine Mutter hat mich gefragt, ob ich kommen will.“

Joachim: „Echt? Meine Mutter?“ 

Karl: „Ja, Deine Mutter.“

Joachim: „Und vorher warst Du Waldarbeiter, gell?“

Karl: „Waldarbeiter im Vorarlberg. Und Bergkumpel im Kohlestollen in Duisburg.“ 

Joachim: „Du warst in Duisburg?“ 

Karl: „Ja.“

SUITE: Wie kam das?

Karl: „Mit dem Roller sind mein Freund und ich los gefahren. Und halt dort gelandet.“

Joachim: „In Duisburg.“

Karl: Ja, in Duisburg.“

Joachim: „Das habe ich nicht gewusst. Aber dass er ein Autoliebhaber war und größere Schlitten als mein Vater gefahren hat, das weiß ich. Und ein Frauenheld warst Du auch.“

Karl lächelt.

Joachim: „Ich weiß noch, wie plötzlich einer vor der Türe stand und sagte, er wolle seinen Vater besuchen. Den Karl Prantl.“

Karl: „Das war mein Sohn.“

Joachim: „Mit 18 hat er Dich gesucht. Du durftest vorher keinen Kontakt zu ihm haben.

Karl: „Ja. Da war er 18.“

Joachim: „Und ich weiß noch, wie Du von einem Gast einen Orden verliehen bekommen hast.”

Karl: „Das war schön.“

Joachim: „Direttore Coffero“ hieß der Orden.“

Karl: „Ja. So hieß ich dann.“

Joachim: „Direttore Coffero.“

Karl: „Reicht’s jetzt? Jetzt hab ich viel erzählt. Jetzt habt ihr alles über mich.“

Joachim: „Aber Du kommst jetzt wieder zum Essen. Jeden Tag.“

Karl: „Obwohl ich nicht mehr hier arbeite?“

Joachim: „Lebenslang heißt lebenslang. Das hast Du Dir verdient.“

Es gibt so viele Mitarbeiter*innen, die die Gäste in 50 Jahren Lindenhof ins Herz geschlossen haben. Denn alle, die im Service, an der Rezeption, in der Küche, auf der Etage oder im Hintergrund arbeiten, sind mitverantwortlich für dieses besondere Ambiente im Naturnser DolceVita-Resort. Die SUITE präsentiert, stellvertretend für viele, zehn von ihnen.

Der Lindenhof sind wir!

Ribana Pircher

Sie liebt den Lindenhof – und der Lindenhof liebt sie. Deshalb haben sich die Zwei auch nach einer kurzen Trennung wieder gefunden. Die 44-Jährige arbeitet die 8. Saison an der Rezeption.

 

Hildegard Dipoli

geb. Platzgummer (rechts), hält wohl mit 30 Jahren Lindenhof den Rekord. Sie hat als Zimmermädchen angefangen, im Service gearbeitet und viele Jahre an der Rezeption. Bis sie Joachim Nischler mit seinem Freund, dem Südtiroler Winzerkönig Dipoli, verkuppelte..

 

Michal Arvay

Er wollte nur mal kurz in Naturns vorbei schauen und hat als Spüler dort angefangen, wo sein Bruder Marosh arbeitete – im Lindenhof. Jetzt ist der 41-jährige Slowake seit 16 Jahren im Lindenhof.

 

Andreas Pircher

Hat das Kochen von Erich Platzgummer gelernt – und beerbte ihn als Chefkoch. Obwohl erst 46 Jahre alt, war er über 20 Jahre im Lindenhof.

 

Jan Karel

Kennen viele noch als den freundlichen Chef de Rang im Meraner Saal. Seit vergangenem Jahr führt der 42-Jährige mit seiner Frau Betty die Pension „Palavahof“ in Pernà (Tschechien)

 

Erich Platzgummer

Er war 23 Jahre lang Koch im Lindenhof und „Erfinder“ des Buffets. Unvergessen seine Grillabende. Heute ist er 63 und lebt als Rentner in Tschirland.

 

Carletto Trenkwalder

Er ist seit 28 Jahren Hausmeister im Lindenhof. Da er gleich alt wie Hotelchef Joachim Nischler ist (52), kennen und schätzen sich die Beiden seit dem Kindergarten.

 

Helmut Stieger

Er liebt Weine und das Wandern. Nach 20 Jahren im Service und als Restaurantleiter hat der 58- Jährige seine Hobbies zum Beruf gemacht: er wandert mit den Gästen und verkauft Weine.

 

Erwin Tumler

Er verbrachte 13 Jahre und zwei Lebensabschnitte im Lindenhof – erst als Barmann und Servicemitarbeiter, später nach seiner Rückkehr als Hausmeister. Er ist 53 – und arbeitet heute als Busfahrer.

 

Alex Panin

Er ist 2021 vom Chef de Rang und Sommelier zum Restaurantleiter aufgestiegen. Seit 18 Jahren kennen und schätzen ihn die Gäste im Speisesaal. Alex ist 51 Jahre alt.

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