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13. Januar 2016

Der fliegende Jan – ein Mann, der seinen Traum lebt

„In keinem anderen Sport hat man so viele Glücksmomente“, sagt der 37-jährige Tscheche, der eigentlich Koch gelernt hat.

Der Mann ist vor 37 Jahren in Ostrava geboren. Überraschenderweise ohne Brett und Drachen. Inzwischen braucht er beides zum Leben – wie andere die Luft. Jan Karel ist begeisterter Kitesurfer. Und irgendwie passt der Extremsport zu dem Abenteurer aus Tschechien, der einst ausgezogen war, um die Welt zu erkunden. Er hat in Wuppertal, Luzern, Irland, auf der Donau im Kreuzfahrtschiff, in Bad Kleinkirchheim und in Südtirol gearbeitet. „Ich wollte immer nur Neues entdecken”, sagt der Chef de Rang im Hotel Lindenhof in Naturns.

DSC_1358Morgens um elf, wenn er mit weißen Handschuhen die Teller für den Abend aufdeckt und Messer und Gabel noch einmal blitzblank reibt, schaut er fast minütlich und sehnsüchtig aus dem Reschensaal hinaus nach den Bäumen und den Flaggen vor dem Hotel Lindenhof. „Wenn es leichter Südwind ist, weiß ich, dass ich nachmittags am Reschensee kiten kann”, sagt Jan Karel. 15 Knoten wären ideal, um sich von einer Art Drachen auf einer Art Surfbrett über den See ziehen zu lassen. Ein Extremsport, aber der 37-jährige Tscheche, der sein Hobby auch als Kitesurf-Lehrer nutzt, ist sich sicher, dass er das Abenteuer allen beibringen kann – von sieben bis 77 habe er schon Menschen für das Kiten begeistert. Jan Karel braucht die Herausforderung in seinem Leben. 1,91 Meter groß, sportlich, ein Typ, bei dem Frauen schon mal ins Grübeln kommen und dem sicherlich auch die weiblichen Hotelgäste durchaus verzeihen, wenn er ihnen aus Versehen das Schokosüppchen statt des Diät-Obstsalats serviert. Diesem Chef de Rang, der seit neun Jahren bei Joachim Nischler arbeitet, sieht man manches nach. „Ich liebe meine Arbeit, weil ich dabei Menschen um mich habe. Aber ich liebe auch meinen Sport, weil ich da nur mit der Natur eins bin”, sagt Karel, der – wenn irgend möglich – jeden Morgen nach der täglichen Arbeit eine Stunde mit dem Auto an den Reschensee fährt. „Wenn ich dann drei Stunden kitesurfen kann, sind alle Probleme vergessen.” Mit Board und Drachen ist der Mann schon um die halbe Welt geflogen. Nachdem er in seiner Heimat in Ostrava, der drittgrößten Stadt Tschechiens, Koch und Hotelfachmann gelernt hatte, arbeitete er in der Küche eines Restaurants in Wuppertal, danach in Luzern und Bad Kleinkirchheim. In England fanden er und sein Freund keinen Job, also entschieden sie sich für Irland. Doch da wurde nur ein Koch gesucht – also begann Jan zu kellnern. Es zog ihn aufs Kreuzfahrtschiff auf die Donau („Endlich wieder Sonne. In Irland war nur Nebel und Regen”), nach Florenz, weil er italienisch lernen wollte – und schließlich nach Naturns. „Ich habe meinen Eltern damals erklärt, ich wolle fremde Kulturen sehen, Sprachen lernen – und das habe ich getan”, sagt Jan Karel. Nein, ein langweiliges Leben – das wäre nichts für einen wie Jan. „Im Vergleich zu vielen anderen träume ich nicht meinen Traum, ich lebe ihn”, sagt der Mann, der schon als Kind auf den Skispisten in der Tschechei die Menschen verwirrt hat, weil er Snowboard gefahren ist. „Die kannten das nicht und hatten Angst, ich mache ihnen die Piste kaputt.” Aber auch das normale Kitesurfen reichte ihm später irgendwann nicht mehr. Er lernte das Snow-Kitesurfen und lässt sich jetzt im Winter mit einem Drachen über die gefrorenen Seen ziehen und die Berge hoch und runter. Während der Gast schon bei den Erzählungen im Frühstückstisch überlegt, wo das nächste Krankenhaus ist und wo er noch schnell ein Testament hinterlegen kann, behauptet Jan Karel: „Sie werden sehen: Sie haben noch nie so viele Endorphine ausgeschüttet und so viele Glücksmomente in Ihrem Leben gehabt wie beim Kitesurfen.” Die Flaggen am Lindenhof wackeln bedenklich. Es wird ein Traumtag für Jan Karel.

KITESURFEN IN SÜDTIROL – FRAGEN SIE JAN

DSC_1311Weltweit soll inzwischen eine halbe Million Menschen kitesurfen. Tendenz: steigend. Kitesurfen können Sie im Sommer über den See, im Winter an Bergen oder über vereiste Seen. Sie brauchen ein Board, das Ähnlichkeit mit dem Surfbrett hat. Allerdings hat das Board beim Kiten keinen solchen Auftrieb wie das Surfbrett. Die sogenannte Kitebar verbindet den Sportler über 20 bis 30 Meter lange Sicherheitsleinen mit dem Kite. Das Kite, also der Lenkdrachen, kann mit den Leinen gesteuert werden. Da das Kite eine enorme Zugkraft entwickelt, braucht der Kiter ein Trapez, das er sich um die Hüften hängt und wo er in einen Metallhaken den Schirm festmachen kann. Gute Kiter erreichen rund 100 Stundenkilometer und sind zum Teil über 250 Meter in der Luft. Über den See wird manchmal in einer Höhe von bis zu 15 Metern geflogen. Die richtige Kite-Technik muss man erlernen. Fragen Sie einfach bei Jan nach.
Wenn Sie bei Ihrem Urlaub im Lindenhof kitesurfen lernen wollen: kiteboarding-reschen.eu

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