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31. Mai 2022

Wie gut, dass Joachim Nischler in Südtirol lebt. Hier kann man seinen Sport dem Alter anpassen – und so nimmt der 53-Jährige nach über 500 Fahrten Abschied von der Stilfser Joch-Radtour.

„Ich hatte immer nur ein Ziel: ich wollte gewinnen!“

Anfangs sprach er ganz leise davon. Er sei in Lana gewesen, ein bisschen golfen. Inzwischen ist er öfters in Lana. Und er spricht lauter darüber. Ein bisschen Talent, glaube er, habe er schon.

 

Joachim Nischler – der Golfer?

Es mag Zufall sein, dass die Liebe für den Golfsport bei dem Lindenhof-Hotelchef neu entbrannte, als das Knie bei jeder Rennradtour auf das Stilfser Joch mehr schmerzte und die Schulter operiert werden musste. Das eine könnte das andere aber auch bedingt haben. „Ich kann einfach nicht mehr jede Woche aufs Stilfser Joch hochfahren“, sagt er in einem kurzfristigen Anflug wahrer Leistungseinschätzung. 1.958 Höhenmeter. 48 Kehren. Bis zu 15 Prozent Steigung. Es ist die härteste Rennradtour, die zweithöchste Passstraße der Alpen – und keiner hat sie öfters geschafft als Joachim Nischler. Mit über 500 Mal gehört er ins Guinessbuch der Rekorde.

„Wenn du dich hochquälst, denkst du, du bist verrückt. Wenn du oben bist, bist du der glücklichste und zufriedenste Mensch der Welt“, sagt der heute 53-Jährige, der sich mit zwölf zum ersten Mal an der Strecke von Prad auf die 2.758 Meter-Station versucht hat. Jedem Rennradfahrer, der über die notwendige Power verfügt, würde er zu diesem unglaublichen Erlebnis raten – auch wenn man sich dabei öfters überwinden muss. Und auch seinen Gästen im Lindenhof Pure Luxury & Spa DolceVita Resort bietet er weiter fachmännische Begleitung an. Jeden Dienstag kann man mit einem Guide der von zwei Nischlers (Klaus und Joachim) ins Leben gerufene Bike Academy hoch aufs Stilfser Joch, einschließlich der Busfahrt nach Prad. Nur die Stilfser Joch-Wette gibt es nicht mehr.

„Egal, in welchem Sport – Ich hatte immer nur ein Ziel: ich wollte gewinnen“, sagt Joachim Nischler.

Trotzdem ist sein Abschied von der Stilfser Joch-Wette nicht damit begründet, dass er immer mehr Gutscheine an seine Gäste verloren hat. Es sind gesundheitliche Gründe, die ihn umdenken lassen. „Ich werde weiter mit Gästen Rad fahren. Und schöne und steile Strecken in die Berge finden. Aber es muss nicht mehr jede Woche das Stilfser Joch sein“, sagt der Mann, der den Leistungsgedanken schon in diversen Sportarten pflegte. Er galt als begnadeter Skifahrer, als guter Eishockeyspieler, als talentierter Tennisspieler, im Fußball als eisenharter Verteidiger. Alles nach eigenen Angaben. Investigativjournalisten würden recherchieren…

Auf jeden Fall stoppte seine Karriere in all diesen Sportarten spätestens mit einem Achillessehnenriss – beim Hobbyfußballturnier der Gastronomen.

Es war die Wende eins in der Sportkarriere des Vinschgauer Talentes. Aber in Südtirol findet man genug Möglichkeiten, sich aktiv und fit zu halten. Die Laufbahn als Radsportler begann – und auch das Lindenhof-Hotel wurde mit Rennrad- und Mountainbikewochen um weitere Angebote bereichert. Die Stilfser Joch-Wette entstand. Anchorman: Joachim Nischler.

Jetzt wird er 54 – und der Gedanke daran ist die Wende zwei. Der Leistungsgedanke soll endlich in den Hintergrund treten. Wandern in den Bergen macht Spaß, Radtouren mit Gästen und Freunden und dem Gedanken an ein Glas Wein am Ziel. „In Südtirol kann sich jeder mit dem Sport fit halten, den er mag“, sagt der gebürtige Naturnser, der inzwischen mit dem E-Bike durch den Ort radelt, in dem er früher für sportliche Höchstleistungen gesorgt hat.

Jetzt spielt er Golf. Natürlich nur zur Entspannung. „Vier plus drei plus vier… das sind wieder über 40 Schläge“, sagt er. Und er sagt: „Nächstes Mal bleibe ich unter 40.“  Vielleicht sollte man noch anmerken, Lana ist ein 9-Loch-Platz.

Schöne Südtirol-Radtour mit Anstrengung

(109 km, 1925 Höhenmeter, rund fünf Stunden)
Naturns, Töll, Algund, Meran, Terlan, Bozen, Jenesien, Mölten, Hafling, Meran, Naturns.

Vom Lindenhof Resort geht es über die Bahnhofstraße links in den Radweg bis nach Töll. Dort überqueren wir die Hauptstraße, um am „kleinen Stilfser Joch“ nach Algund abzufahren. Der Radweg führt uns entlang der MEBO, um dann in einem kleinen Zick-Zack der roten Beschilderung durch Meran zu folgen. In Sinich biegen wir links in die Alte Landstraße ein, die uns vorbei an Burgstall, Gargazon, Vilpian, Terlan, Siebeneich führt. Kurz vor Bozen biegen wir links in den Moritzinger Weg ein bis zum Kreisverkehr von Gries (wunderschöner Blick auf die Abtei Muri Gries). Die erste Ausfahrt links bringt uns gleich rechts in die Fagenstraße und vorbei an den alten Villen der Jugendstilzeit. Die Kreuzung der Sarntalerstraße nehmen wir links, beim Rastbichler Restaurant geht es in die Jenesier Bergstraße. Ab hier fängt der rhythmische Aufstieg Richtung Jenesien an. Jetzt genießen wir immer wieder den tollen Blick auf Bozen, auf das Unterland, auf das Überetsch. Man erkennt das Weißhorn, das Schwarzhorn, sieht bis zum Mendelkamm. Jede Kehre lässt uns den Blick in die Dolomiten schöner werden. Kurz nach Jenesien erklimmen wir zwei Steigungen von über 15 Prozent und vor der Ortschaft Flaas erreichen wir einen kurzen Peak von 19 %. Weiter über Schermoss, ein ständiges Auf- und Ab zu den Ortschaften Mölten, Vöran bis Hafling. Nach dem Tunnel können wir unsere Abfahrtskünste zeigen, die direkt in Meran enden. Von dort fahren wir durch die Stadt, um in Algund noch die letzten Körner dem „kleinen Stilfser Joch“ zu opfern. Angekommen am Radweg in Töll können wir 20 Minuten angenehm bis Naturns ausfahren.

 

 

Schöne Südtirol-Radtour ohne große Anstrengung

( 57 km, 600 Höhenmeter, rund 2,5 Stunden)

Naturns- Schlanders- Morter- Latsch- Tarsch- Latschinig- Kastelbell- Tschars Tabland- Tschirland- Rabland- Naturns:

Vom Lindenhof Resort kommen wir über die Bahnhofstraße zur Etschbrücke. Wir biegen rechts in den Radweg und folgen der Beschilderung „Radweg“ bis nach Staben, Kastelbell und Latsch. Im Zentrum von Latsch halten wir uns links und bleiben auf der Verbindungsstraße nach Goldrain und weiter nach Vezzan. Dort halten wir uns in der Industriezone links und nehmen den Feldweg Richtung Schlanders. Auch bei der Kreuzung an der Obstgenossenschaft geht es links mit einer kleinen Steigung Richtung Morter („Radweg“). Dort fahren wir bergab nach Goldrain, und am Kreisverkehr halten wir uns rechts und fahren wieder zurück Richtung Latsch. An der Kreuzung im Zentrum von Latsch biegen wir rechts ab in Richtung Tarsch. Die Steigung bringt uns nach Tarsch, und an der ersten Kreuzung halten wir uns links bergab nach Latschinig. In einer Abfahrt erreichen wir Kastelbell. Am Ende der Abfahrt befindet sich rechts der Radlertreff Gstirnerkeller. Hier biegen wir recht ein in den Feldweg und folgen diesem bis zurück nach Tschars und weiter in Richtung Naturns. An der nächsten Kreuzung geht es in den Pedruiweg, rechts durchfahren wir einen Bauernhof. Über eine Steigung erreichen wir Tabland und fahren am Friedhof vorbei Richtung Kirche. An der Kirche halten wir uns links bergab nach Tschirland. An der Kreuzung am Gasthaus Tschirlanderhof nutzen wir den Feldweg rechts zum Sportplatz. Unterhalb des Sportplatzes ist rechts der Dornsbergweg, der uns nach Plaus bringt. In Plaus halten wir uns rechts und kommen über den Feldweg nach Rabland. In Rabland fahren wir über die Brücke, um links in den Radweg einzubiegen, der uns zurück nach Naturns bringt.

Meine Golfplätze:

Lana: Für mich schön, weil ich noch nicht fähig bin, mit einem Driver zu spielen. Kurze aber vor allem freie Bahnen ohne Bäume links und rechts. So komme ich mit dem Rescue unbemerkt über die Runden. Bei einem guten Tag spiele ich unter 90 Schlägen. Einem sehr guten um die 80. In „Normalform“ brauche ich gute 100 Schläge.

Sarnonico (Dolomiti Golfclub): Für mich immer wieder zum Verzweifeln. Man nennt mich schon „Woody“, weil ich im Stangenwald immer wieder meine Bälle verliere. Dennoch angenehm für mich, weil mich dort niemand erkennt. Und weil die Aussicht grandios ist. 90 Schläge bei einem sehr guten Tag. Generell bin ich immer über 100 Schläge.

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