Spa & Wellness
09. September 2021

Andrea Labonte hatte die Nase voll von mittelmäßigen Urlauberhotels. 2006 entwickelte deshalb ihr Mann Dr. Tassilo Keilmann, promovierter Quantenphysiker, einen Algorithmus, um Wellnesshotels objektiv beurteilen zu können.

Ein Hoteltest mit der Evaluierungsmatrix

Die Hoteltesterin hatte gleich am ersten Tag ihres Lindenhof-Aufenthalts eine schicksalhafte Begegnung – sie traf auf Joachim Nischler. „Es ist oft so: wenn man den Hotelchef kennt, weiß man schon sehr viel über das Hotel. Seine Eigenschaften übertragen sich auf die meisten Mitarbeiter”, sagt Andrea Labonte, die glaubt, ein Hotel „zeichne sich vor allem durch das hohe Maß an Einsatz und Kreativität” des Gastgebers aus. Warum sie auf ihrem Online-Portal Wellness Heaven dennoch das Naturnser DolceVita Resort mit Höchstnoten ausgezeichnet und nach dem erfolgreichen Sieg des letzten Jahres in der Kategorie „Wellness und Spa“ für ein weiteres Mal nominiert hat, bleibt ihr Geheimnis…

Tatsächlich ist auch die Geschichte ihres Online Wellness-Guides ein wenig geheimnisvoll – jedenfalls für Nicht-Mathematiker. Ihr Mann, Dr. Tassilo Keilmann, hat für sie und 18 freiberufliche Tester eine Evaluierungsmatrix mit 500 Kriterien entwickelt, die so im weiten Umfeld der Hoteltests einmalig ist. Der eingesetzte Algorithmus soll die 500 Kriterien der Tester im Gesamtergebnis entsprechend gewichten, damit der frisch gepresste Orangensaft am Morgen nicht den fehlenden Aufguss in der Sauna am Abend relativieren kann. „Das Bewertungssystem meines Mannes gleicht subjektive Ungereimtheiten aus”, sagt Andrea Labonte.

Ein Blick in die Vergangenheit lässt für Zweifel an diesem System keinen Platz. Dr. Tassilo Keilmann ist promovierter Quantenphysiker, hat in München, Paris und Cambridge studiert und seine Doktorarbeit zum allseits verständlichen Thema „Ultrakalte stark korrelierte Atome in optischen Gittern” geschrieben. Bis er 2005 mit seiner Frau, damals Marketingmanagerin beim internationalen Luxusriesen Richemont, im Urlaub in einem Wellnesshotel in Tirol gelandet war. Doch statt der Ruhephase des Körpers spielten die Neuronen im Gehirn des Physikers verrückt. „Das Essen war medioker, die Massagen gewöhnungsbedürftig”, sagt Keilmann. Vielleicht zum Glück für alle Urlauber. Denn damals beschlossen sie, ein Online-Portal ins Leben zu rufen mit detaillierten Angaben zu Hotels. 2006 war Wellness Heaven geboren, später gaben Andrea Labonte und Tassilo Keilmann ihre Jobs auf, testeten hauptberuflich Hotels und freuen sich heute über 32 Millionen Klicks pro Jahr.

Das Ehepaar hat den Wellnessboom frühzeitig erkannt. „Die Menschen sehnen sich nach Ruhe und Entspannung. Und weil der Stress eher zu- als abnimmt, wird auch die Nachfrage nach erholsamen Auszeiten tendenziell eher steigen”, ist die Einschätzung von Andrea Labonte, die vor allem in Südtirol einen „wahnsinnigen Wettbewerb unter den Hoteliers” erkannt hat. „Hier denken viele Hoteliers in Superlativen und erweitern ständig. Südtirol gehört sicherlich zur Wellness-Elite und kann dem internationalen Vergleich gut standhalten.” Bei Wellness Heaven schneiden die Südtiroler besonders gut ab, vor allem in den Testkategorien „Wellness und Spa” sowie bei „Zimmern und Suiten”. „Natürlich profitieren die Gäste von diesem Gigantismus”, sagt Andrea Labonte.

Allerdings: die Hardware stimmt inzwischen in vielen Hotels. „Die meisten haben erkannt, dass sie ihre Saunen besser aus dem Keller holen und den Besuchern einen schönen Ausblick auf die Berge bieten sollten”, sagt Andrea Labonte zu den neu und mit viel Aufwand gestalteten Spa-Bereichen. Aber: es gehört mehr dazu, um ein gutes Wellnesshotel zu sein. „Gäste wünschen sich neben der entsprechenden Lage mitten in der Natur ein hervorragendes Essen, außergewöhnliche Aufgüsse, fachgerechte Behandlungen und perfekten Service.” Und oft, sagt sie, seien es Kleinigkeiten, die den großen Unterschied ausmachen. Ob sie so eine Kleinigkeit im Lindenhof gefunden hat? „Ja. Ich war mit unseren beiden Kindern dort – und sie waren so begeistert von Bayou, dem Neufundländer im KidsClub, dass sie ihrem Besuch bei dem treuäugigen Hotel- Hund jeden Morgen mit großer Ungeduld entgegen sahen.”

Manchmal täuscht halt auch die erfahrene Hoteltesterin der erste Eindruck, den der Chef vermittelt. Zum Glück für den Lindenhof… Aber nach all den Jahren hat auch die Frau, die alles aus Gästesicht beurteilt, zumindest ein gewisses Maß an Mitleid mit Menschen wie Joachim Nischler entwickelt: „Eines ist mir in den Jahren in diesem Job klar geworden: mit einem Hotelier möchte ich nicht tauschen…”

Andrea Labonte hat 2006 mit ihrem Mann das Online-Hotelbewertungsportal Wellness Heaven gegründet. www.wellness-heaven.de Hier können Urlauber anhand von Bewertungen und umfangreicher Filterkriterien ein Wellnesshotel suchen, das zu ihnen passt. Die Hoteltesterin schreibt auch über ihre Erlebnisse – unter anderem in einer regelmäßigen Kolumne bei focus-online.

 

DAS SIND DIE TIPPS VON ANDREA LABONTE FÜR WELLNESS-SUCHENDE:

> Checken Sie über Google Maps die Lage des Hotels.

> Die Größe des Spa-Bereichs ist oft ein Indiz dafür, wie wichtig Wellness in dem Hause genommen wird.

> Achten Sie auf die Angebote – in Sachen Fitness, Behandlungen, Aufgüsse.

> Der erste Kontakt am Telefon ist entscheidend: Ist die Rezeptionistin eher mürrisch oder gelangweilt, vergessen Sie das Hotel.

> Und leider ist es so: wer das 24-Stunden-Wohlfühlpaket für sich möchte, muss auch einige Euro mehr bezahlen. Der Preis sagt durchaus etwas über die Qualität des Hotels.

 

 

Auch in diesem Jahr sind wir von den Experten des Reise-Online-Portals Wellness Heaven unter den besten Hotels der Welt nominiert worden – und zwar in den Kategorien „Wellness und Spa“ sowie „Zimmer und Suiten“. Sie entscheiden, ob wir die Platzierung vom vergangenen Jahr (Platz eins der besten Wellnesshotels Europas) halten können. Mit einem Klick können Sie für uns voten und nebenbei noch einen Reisegutschein gewinnen.

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