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26. August 2019

Klettern in Südtirol: Mit diesen 5 Technik-Tipps (fast) jede Wand bezwingen

Südtirol ist wahrlich ein Mekka für Kletterfans! Über 50 Klettersteige gibt es im ganzen Land, mit denen oft für Wanderer unerreichbare Gipfel bezwungen werden. Hoch oben an der Kante einer steilen Felswand werden Ausblicke genossen, die sonst nur Drohnen und anderen Flugobjekten vorbehalten sind. Von der unglaublichen Anzahl an künstlichen In- und Outdoor-Boulderwänden gar nicht zu reden – auch wir im Aktivhotel Lindenhof in Naturns, Südtirol bieten Ihnen zwei Wände: eine 15 Meter hohe im Poolbereich und eine etwas kleinere in der Turnhalle. Das Klettern in Südtirol ist wahrlich ein Muss für jeden, der in seinem Aktivurlaub hoch hinaus will!

Welche Art, Lage und Schwierigkeit der Wände Sie in Ihrem Kletterurlaub auch wählen, beim Klettern gibt es einige Dinge zu beachten, die für Sicherheit und Gesundheit unerlässlich sind. Besonders auch beim Klettern mit Kindern – wer dem Nachwuchs früh genug die richtige Technik beibringt, schafft Erfolgserlebnisse und motiviert sie zu Höchstleistungen. Dass dadurch negative Auswirkungen auf die noch im Wachstum befindlichen Gelenke und Muskulatur vermieden werden, ist dabei natürlich ein Bonus. Hier finden Sie nun 5 essentielle Tipps für das richtige Klettern:

   

Tipp 1: Visualisieren und Verstehen der Route

Schon bevor Hand oder Fuß überhaupt Kontakt mit der Wand haben, beginnt die Vorarbeit für das Klettern. Die Versuchung mit Motivation und Schwung drauflos zu kraxeln ist bei begeisterten Kletterern oft groß, aber sich zuerst einen Moment Zeit zu nehmen rentiert sich auf lange Sicht. Wer, auch dank der umfassenden Online-Dokumentation der meisten Klettersteige in Südtirol, schon vorher ungefähr weiß, welche Griffe und Tritte er verwenden wird und welche Stellen besondere Aufmerksamkeit erfordern, der verschwendet keine Zeit und Energie dafür, wenn es soweit ist. Natürlich kann man auch während leichterer Passagen kurz in die Runde schauen, um sich einen Überblick zu verschaffen, aber das sollte nur zur Orientierung dienen. 

Ein alter Rat von erfahrenen Kletterern ist, je schwieriger eine Passage ist, desto schneller sollte man sie überwinden. Man klettert zwar, um oben anzukommen, nicht unbedingt auf Zeit, aber diese Regel stimmt trotzdem. Langes Ausruhen in einer ungünstigen Position schadet mehr als dass es nützt. Das Visualisieren der Route hilft dabei, sich die Ruhephasen gezielt und effizient vorher einzuteilen. 

 

Tipp 2: Richtiges Rasten und Ruhen

Wie im vorherigen Punkt angesprochen, ist das Vorausplanen und Einteilen von ruhigeren Abschnitten unerlässlich. Wenige Routen verlangen von unten nach oben konstant 100% Einsatz. Aber auch richtiges Ausruhen will gelernt sein. Grundsätzlich rastet man immer am „langen Arm“, das heißt der Arm ist gestreckt und so entspannt wie möglich. Die Beine wirken stark unterstützend (mehr dazu im nächsten Tipp), damit man möglichst kraftsparend am Griff hängen kann. Zum Ruhen lässt man dann den freien Arm einfach nach unten baumeln und schüttelt ihn kräftig aus. Bei einem ausreichend großen Griff kann auch direkt am Griff die Hand gewechselt werden, um beide vollständig regenerieren zu können. 

Bei wirklicher Erschöpfung oder vor sehr kniffligen Stellen, deren Handhabung ihre gesamte Aufmerksamkeit erfordert, können Sie sich auch ins Sicherungsseil hängen und den ganzen Körper rasten lassen, sodass sie nur mit den Füßen Kontakt zur Wand halten. Das sollte jedoch vermieden werden, da es nicht während jeder Route möglich ist, und je nach Körpergewicht dem Sichernden unten an der Wand relativ viel Einsatz abverlangt. Eine willkommene Hilfestellung für Anfänger, die mit fortschreitender Fitness und Erfahrung abgelegt werden sollte.

 

Tipp 3: Beinarbeit, Beinarbeit, Beinarbeit

Eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Regeln des Kletterns wird oft außer Acht gelassen: die Beine machen den Großteil der Arbeit, die Arme wirken unterstützend und balancierend. Ein effizienter, kraftsparender Kletterstil, unabhängig von kleineren Details in Form und Technik, beinhaltet lange Arme und gebeugte Knie. Besonders unerfahrene Anfänger versuchen die Routen mit Kraft aus den Armen zu bezwingen und scheitern, obwohl die richtige Technik alles vereinfachen könnte. Mit all dem im Hinterkopf sollte man nun aber nicht fröhlich die Wand hinauf stampfen wollen, denn es sollten trotzdem nur Tritte gewählt werden, die den Beinen Stabilität und Bewegungsfreiheit garantieren. Der Körperschwerpunkt, der sich bei 95% der Menschen irgendwo in Bauchnabelhöhe befindet, muss so über dem Tritt platziert werden, dass man mit einer Hand loslassen kann, ohne seitlich wegzukippen

Die Wahl der richtigen Tritte und die richtige Kombination aus Beinkraft und Armtechnik kann eine zuvor unbezwingbare Route zu einem Kinderspiel machen, ist aber mit sehr viel Übung verbunden. Sie sollten also jetzt in Ihrem nächsten Kletterurlaub in Südtirol nicht sofort eine Wand bezwingen, vor der Sie sogar die Einheimischen warnen, sondern lieber zuerst eine Ihnen bekannte, aber herausfordernde Route versuchen in weniger Zeit oder mit effizienterer Krafteinteilung zu absolvieren.

 

Tipp 4: Greifen, die wichtigste Nebensache beim Klettern

Sie wissen nun, dass die Beine die Hauptarbeit beim Klettern leisten, aber das bedeutet keineswegs, dass die Hände und Arme nicht auch ihren Teil beitragen. Viele Anfänger, aber auch noch manche Fortgeschrittene, greifen verkrampft und mit aller Kraft, als hinge von jedem Griff ihr Leben ab (was abgesehen vom Extrem-Freeclimbing nicht der Fall ist). Diese Verkrampfung wirkt sich auf den gesamten Körper aus und lässt eine entspannte Klettertour zu einem Gewaltakt werden, der unnötig erschöpft und auspowert. Ein weiterer Fehler ist außerdem, die Kraft zum Hochziehen aus den Händen selbst zu holen, was nur Unterarme und Schultern belastet. Wenn Sie sich Ihre Hände nur als Haken vorstellen, die am Griff hängen, und Sie die Kraft aus Ihren Ellenbogen holen, benutzen Sie Ihre weitaus stärkere und belastbarere Rückenmuskulatur, was nur Vorteile bringt.

Abgesehen von der Greiftechnik selbst ist auch die Wahl der Griffe nicht zufällig. Greifen Sie nie zu hoch! Ein überstreckter Arm kann keine Kraft aus dem Rest des Körpers schöpfen, die Balance leidet und der Muskelkater am nächsten Tag wird furchtbar. Die Position des Körpers zum Griff ist ebenso eine Überlegung wert. Griffe, an denen Sie sich direkt hochziehen und/oder danach abstemmen, verlangen eine Körperposition unter dem Griff. Seitgriffe sollten Sie soweit möglich immer schräg greifen, so nahe neben bzw. parallel zum Griff wie Sie ohne Balanceverlust schaffen. 

 

Tipp 5: Respekt, aber keine Angst vor dem Schwierigkeitsgrad

Neulinge in der Kletterei bemerken schnell, dass die Schwierigkeit einer Kletterroute mit einer Kombination von Buchstaben und Zahlen angegeben wird, die allerdings nicht unbedingt vereinheitlicht sind. Es gibt zwei unterschiedliche Skalen, die entweder mit Ziffern und Buchstaben, oder römischen Ziffern und Plus- oder Minuszeichen arbeiten. In der Theorie eine gute Idee, ist die Praxis oft etwas intuitiver und individueller. Eine Route, die als sehr schwierig bewertet ist, aber Ihrem persönlichen Kletterstil sehr zusagt, kann oft einfacher sein als eine harmlose Route, deren Griffe und Tritte für Ihre Technik oder Ihrem Körperbau gar nicht geeignet sind. Das soll jetzt nicht heißen, dass Sie von heute auf morgen eine Route erklimmen sollten, die fünf Punkte auf einer Skala über allen Ihren bisher absolvierten Steigen liegt, das wäre Wahnsinn. Aber dieser letzte Tipp lautet einfach: die Komfortzone verlassen, auch mal etwas wagen und ausprobieren, und Ihr Limit testen. Mit der richtigen Sicherung kann Ihnen nichts Schlimmes passieren, und auch Fehlschläge machen auf lange Sicht körperlich und mental stärker und ausdauernder.

Bildquelle © BCkid / stock.adobe.com

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